Bundespräsident und Ministerpräsident sehen sich Regierungsbunker an
Montag, 17. November 2008

Besucher zeigen sich beeindruckt von der Anlage und vom Engagement des Trägers

Bundespräsident Horst Köhler (Mitte) mit Ehefrau Eva Luise Köhler und dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

Bundespräsident Horst Köhler mit Ehefrau Eva Luise Köhler und dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck an der Seite, zeigte sich tief beeindruckt beim Besuch der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ am Vormittag des 17. November. „Ich habe zwar einiges darüber gehört, mit dieser Größe und der Ausstrahlung aber nicht gerechnet“, so Köhler beim Weg durch den ehemaligen Bunker. Für die Dokumentationsstätte markiert der Besuch des Staatsoberhauptes den Höhepunkt in der noch jungen Museumsgeschichte. Am 1. März 2008 eröffnet, konnten bisher fast 70.000 Besucher begrüßt werden – nun auch ein Deutscher, für dessen Amtsvorgänger der Bunker u.a. gebaut wurde.

Bundespräsident Horst Köhler ist das erste Staatsoberhaupt in der fast 50-jährigen Bunkergeschichte, der „sein“ unterirdisches Präsidialamt in Augenschein nimmt.

Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Bundespräsident den Ausweichsitz der Verfassungsorgane betritt. Bei den Übungen zwischen 1966 und 1989 wurde er stets vertreten und es gab einen „Bundespräsident üb“ – also übungshalber. Mindestens in dieser Phase hatte die Bundesrepublik zwei Staatsoberhäupter – einen realen und einen in einer Welt, die unreal wirkte und dank hoher Geheimhaltung eigentlich gar nicht existierte. Insofern war Köhlers Besuch eine Bunkerpremiere, wie auch die, dass das Staatsoberhaupt mit seiner Ehefrau diesen geschichtsträchtigen Ort gemeinsam aufsuchte. Sie hätte laut Drehbücher des Kalten Krieges im Ernstfall draußen bleiben müssen. Nun standen beide vor der riesigen Übersichtstafel im Eingangsbauwerk der Dokumentationsstätte genau dort, wo ab 1966 die auserwählten Regierungsmitglieder aus ihren Fahrzeugen gestiegen wären und informierten sich über das reale Bunkerdasein, die Lage des Bundespräsidialamtes tief im Berg und auch die inhaltliche Aufgabe des Ausweichsitzes. „Es ist kaum vorstellbar, eine solche Drohkulisse in die Politik zu integrieren und sie zu einem durchaus greifbaren Bestandteil zu machen“, so Köhler auf dem Weg Richtung Bundespräsidialamt, das mit seinem markant magentaroten Mobilar in den Museumsbereich umgezogen ist und nun auf den „Hausherren“ wartete. Vom farblichen Geschmack der Einrichter in den 60er Jahren zeigten sich dann auch – wie Zehntausende andere Besucher zuvor - das Ehepaar Köhler und Kurt Beck „beeindruckt“. Ein Farbtupfer in einem ansonsten spartanisch eingerichteten Weltuntergangsszenario, in dem betongrau und militärgrün farblich dominierten.

Die hochrangigen Gäste auf der Aussichtsplattform der Dokumentationsstätte, für deren Mitarbeiter es ein großes Lob gab: „Sie vermitteln mit Ihrer Arbeit ein wichtiges Stück deutscher Geschichte!“

„Wenn man hier den Kalten Krieg so real erfahren kann, unterstreicht das noch mehr die Bedeutung eines solchen Ortes als Möglichkeit, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen“, unterstrich auch Ministerpräsident Kurt Beck. Der Besuch in Ahrweiler war eine Adresse auf einer Rundreise durch Rheinland-Pfalz des Präsidentenehepaars. Aber sicher der Termin mit den meisten Fragen nach der Rolle der Politik im Extremfall einer Krise und dem Selbstverständnis einer Regierung, sich einen solchen Schutzbau zu spendieren. Entsprechend groß war das Medieninteresse. Neben dem Ehepaar Köhler und dem Ministerpräsidenten machten sich rund 70 Journalisten mit auf den geschichtsträchtigen Weg, den vor über 40 Jahren schon Bundeskanzler Ludwig Erhard, Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel, die spätere Bundestagspräsidentin Annemarie Renger oder der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt beschritten. Köhler selbst zeigte sich sehr interessiert und offen und stellte seinerseits der Museumsleiterin Heike Hollunder Fragen zum ehemaligen Regierungsbunker.

Falls es noch „Bunker-Fragen“ gibt: Mit der „Geheimakte Regierungsbunker“ versorgt, traten Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Kurt Beck nach einem geschichtsträchtigen Besuch die Heimreise an.

Ein großes Lob gab es durch den hochkarätigen Besuch für die Arbeit der Dokumentationsstätte und den Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ als Träger. „Sie erhalten Geschichte und vermitteln sie hautnah“, so Bundespräsident Köhler am Ende seines Rundgangs. Eine Motivation zusätzlich für die Mitarbeiter, die an diesem Ausnahmetag mit seinen Ausnahmebesuchern eine Ausnahmeanerkennung von "ganz oben" erhielten. Nun haben sie aus eigener Erfahrung bei den kommenden Führungen ihren Besuchern etwas mehr zu berichten und können mit Sicherheit eine Frage ganz genau beantworten: Ja, ein Bundespräsident war in jedem Fall hier. Glücklicherweise ist er nach 45 Minuten wieder gefahren und nicht für 30 Tage geblieben.

Für die - wie immer - schnelle und zuverlässige Versorgung mit Fotomaterial geht ein herzlicher Dank an Kajo Meyer, Bonn.

(Stand: 17.11.2008)