Wanderung durchs Milliardenreich
Montag, 09. August 2010

Beeindruckende Premiere im Bunker: Cochems Bundesbank-Unterwelt stand erstmals offen

Starkes Besucherinteresse zur Bunker-Premiere: Hoch über Cochem wurden auf dem Platz, auf dem einst die DM-Milliarden in Fahrzeuge verladen werden sollten, die Teilnehmer der „Bunker-Tour Cochem“ begrüßt.

Die Premiere ist geglückt: Zum ersten Mal stand die Bunker- und Tresoranlage der Bundesbank in Cochem an der Mosel dem Publikum am 8. August 2010 offen. Im Rahmen der „Bunker-Tour Cochem“ ging es abwärts in das unterirdische Gängesystem, das über 40 Jahre für die Öffentlichkeit tabu war. Das Interesse am Bunkerbesuch und die Erwartungen der ersten Besucher waren groß – doch das, was die Teilnehmer bei ihrer „physischen“ Erkundung der 300 geschichtsträchtigen Bunkermeter erlebten, was ihnen die Erklärung der Anlage und ihrer Aufgabe bot, übertraf alles, was man an und um diesen Ort vermutete.

Die wenigen Parkplätze auf dem Areal neben dem Zugang zur Bunkeranlage waren restlos belegt. Die Kennzeichen verrieten, welche Entfernungen einige Besucher auf sich genommen hatten, um bei der Bunker-Premiere dabei zu sein: Aus Zwickau, Zweibrücken und sogar aus Holland wurde angereist. Eineinhalb Stunden, nachdem es für die Besucher abwärts ging, stand am Ende der Führung fest: Der Weg hatte sich für alle gelohnt.

20 Jahre mit Geld gefüllt, 20 Jahre Leerstand und nun erstmals Ziel der Öffentlichkeit: Die Tresorräume der Bundesbank, in denen einst die Noten einer geheimen Ersatzwährung der Deutschen Mark lagen.

Die Bunker- und Tresoranlage in Cochem zählt zu den interessantesten Bunkeranlagen in Deutschland, denn hier beeindruckt nicht nur das unterirdisch aufgefahrene Stollensystem, der Ausbau und die Technik, sondern fasziniert auch die Aufgabe der Anlage, in die riesige Tresorräume eingezogen waren. Von 1966 bis 1988 lagerte hier unter höchsten Sicherheitsauflagen die geheime DM-Ersatzwährung BBk II. Im Krisenfall hätte sie die in Umlauf befindliche DM abgelöst. Krisen im Zahlungsumlauf – so ausgelöst durch die massive Verbreitung von DM-Fälschungen, die man aus dem Ostblock vermutete – sollten so verhindert werden und die innere Ordnung der Bundesrepublik stabilisiert.

Mehr als 20 Jahre waren die Tresorräume mit der geheimen BBk II-Serie der „Deutschen Mark“ belegt, mehr als 20 Jahre - zwischen 1988 und 2010 - standen sie leer. Am 8. August 2010 füllten sich die hinter tonnenschweren Tresortüren gelegenen Zellen wieder – nur diesmal nicht mit milliardenschweren Geldbeständen, sondern mit Besuchern, die erstmals an diesen Ort vordrangen. Nach dem Bau des Bunkers ab 1962 und seiner Fertigstellung zwei Jahre später, verging immerhin fast ein halbes Jahrhundert, bis die Öffentlichkeit wie Dagobert Duck zum großen Sprung ins Milliardenparadies der Bundesbank ansetzen durfte. Und auch wenn kein Geld mehr da ist – die Atmosphäre ist geblieben und beim Wissen um meterhoch gestapelte Säcke und Kisten mit reichlich Geld stellte sich schnell ein Gänsehautgefühl ein. Eine Wanderung durch ein Milliardenreich erlebt man nicht jeden Tag ...

Vorläufig wieder Ruhe im Berg: Nach der Bunker-Premiere am 8.8. ist ein weiterer Termin in Planung, der insbesondere den Cochemern Informationen zu einer möglichen musealen Nutzung dieses Ortes bieten soll.

Nach der gelungenen Bunker-Premiere wird es einen zweiten Termin Mitte Oktober geben, zu dem dann in erster Linie die Cochemer eingeladen sind, sich über das Staatsgeheimnis unter ihrer Stadt, aber auch ein künftiges museales Nutzungskonzept der Anlage zu informieren.

Der genaue Termin und die Uhrzeiten, zu denen dann Führungen durch die Bunker- und Tresoranlage stattfinden, werden bekannt gegeben.