Sonntag, 11.9.: Bunker Kirspenich letztmals in 2011 offen
Sonntag, 10. Juli 2011

Führungen durch die Sendestelle des Regierungsbunkers um 10, 12, 14 und 16 Uhr

Der Bunker und sein Inhalt als Relikte des Kalten Krieges: Auch der Sicherheitshinweis am Telefon, bei Gesprächen an den mithörenden Feind in der Leitung zu denken, kleben im Bunker dort, wo sie vor Jahrzehnten befestigt wurden.

Nach fünf erfolgreichen Besichtigungssonntagen schließt das Jahresprogramm in der Sendestelle des Regierungsbunkers bei Kirspenich mit der Veranstaltung am 11. September. Interessierten Besuchern steht dann nochmals die technisch, baulich und historisch außergewöhnliche Bunkeranlage mit ihrem oberirdischen Antennenfeld offen. Jeweils am zweiten Sonntag des Monats konnte in diesem Jahr im Rahmen von eineinhalbstündigen Führungen das Zeitzeugnis besichtigt werden (Infos online hier www.bunker-doku.de / ACHTUNG: eine Besichtigung am 11.9. ist auch OHNE online-Anmeldungen MÖGLICH). Ein Angebot, das ankam, denn fast alle Führungen waren ausgebucht. Ein Trend, der sich auch für das finale Wochenende am 11.9. abzeichnet.

Geheimbunker aus den 60er Jahren funkte bis 1998

Der Bunkerkomplex befindet sich größtenteils im Originalzustand und ist ein beeindruckendes unterirdisches Zeitzeugnis, das aber auch mit seiner bundesweit einmaligen Antennenanlage oberirdisch eine technische Ausnahmeerscheinung darstellt. Die Antennen hängen wie Wäscheleinen für Riesen in 20 Metern Höhe zwischen den Baumwipfeln – zu Hunderten und ausgerichtet in alle Himmelsrichtungen. Von hier konnten bis zur Schließung der Anlage 1998 weltweite Funkstrecken aufgebaut werden. Es war eine technische Meisterleitung, was der Bund Anfang der 60er Jahre unter höchster Geheimhaltung ins Erdreich des Hardtwaldes bei Kirspenich setzte. Von hier wollte die Regierung aus dem Ahrweiler Bunker im Ernstfall seine wichtigen Außenstellen anfunken. Doch auch das Auswärtige Amt und der Bundesnachrichtendienst nutzten in Friedenszeiten für ihre weltweiten Verbindungen die Sendestelle, die als „Polizeihauptfunkstelle“ tituliert wurde und dem Bundesgrenzschutz (BGS) unterstellt war.

Hochspannend: Die verbunkerte Sendestelle des Regierungsbunkers in Kirspenich lädt am 11. September letztmals in diesem Jahr zu Führungen ein – ganz ungefährlich, entspannt und informativ.

Als Teil der milliardenschweren Baumaßnahme Regierungsbunker (Tarnname „THW2)“ miterrichtet, sollten aus Kirspenich (Tarnname „THW3“) 30 Kilometer entfernt vom „Mutterschiff“ Regierungsbunker über Kurzwelle alle wichtigen Nachrichten des Fernschreibverkehrs abgesetzt werden. Der Grund für die Verlagerung weg vom Ahrtal: Eine Sendestelle mit ihren leistungsstarken Funkquellen wäre für einen Feind ein leicht anpeilbares und somit im Aufspüren und Bekämpfen dankbares Ziel gewesen.

Die Sendestelle ein atomares Primärziel

Doch die Funkstelle als atomares Primärziel musste genauso lange durchhalten, wie die Regierung in ihrem Ahr-Bunker. Es galt, die wichtigen Kommunikationswege aufrecht zu erhalten – unter allen Umständen. Und so spendierte der Bund seinem Außenposten einen überdurchschnittlich gut geschützten Bunker.

Gesicherte Zugangskontrolle im Bunker Kirspenich, der am 14. August Besuchern wieder offen steht.
Gesicherte Zugangskontrolle im Bunker Kirspenich, der am 14. August Besuchern wieder offen steht.

Meterdicke Wände, tonnenschwere Tore und eine ausgefeilte Technik, die in weiten Bereichen identisch war mit der im Atombunker der Bundesregierung, zeugen noch heute vom Willen, die Kirspenicher Bunkermannschaft und ihre Technik 30 Kriegstage - und damit genauso lange wie die Regierung in ihrem Bunker - voll einsatzfähig zu halten.

Wegen Feindaufgabe geschlossen

Mit der Aufgabe des Regierungsbunkers im Ahrtal 1997 wurde auch die Sendestelle entbehrlich. Konsequenterweise schloss 1998 die Polizeihauptfunkstelle mangels Aufgaben.

Doch wurde die „Basisstation“ im Ahrtal ab 2001 abgerissen, blieb dem Satellit in Kirspenich dieses Schicksal erspart. Die Anlage stand zum Verkauf und ging schließlich in Privathand. Auf den neuen Eigentümer, Forstunternehmer Dieter Koppenburg, übte der Bunker eine gewisse Faszination aus und er beließ weite Teile im Originalzustand und pflegte die Anlage.

Erläuterungen im Allerheiligsten des Bunkerkomplexes, dem Senderraum. Bis hierhin kam früher nur, wer die richtigen Ausweise und Befugnisse nachweisen konnte. Heute erläutern Führungen Sinn und Zweck der Technik.

Das kommt ihrer musealen Premiere nun zugute, denn den Besuchern wird anschaulich und am Originalschauplatz vermittelt, mit welchem Aufwand sich die Bundesrepublik Deutschland auch hier auf einen 3. Weltkrieg vorbereitete. Damit fällt der Anlage - wie auch dem Regierungsbunker selbst - eine wichtige zeitgeschichtliche Rolle zu und erzählt von den Jahren des Ost-West-Konfliktes.

Mehr Informationen zu Besichtigungs- und Anmeldemöglichkeiten gibt es in der neu eingerichteten Rubrik "Sendestelle Regierungsbunker Kirspenich" unter www.bunker-doku.de.