Kalter Krieg: Dokumentation zur deutsch-deutschen Grenzübergangsstelle Drewitz-Dreilinden
Die größte Grenzübergangsstelle der DDR in Drewitz (Foto um 1987), von der nichts bis auf den Kontrollturm (im Bildhintergrund) geblieben ist.
„Freundwärts - Feindwärts“ – unter diesem Titel berichtete eine Dauerausstellung im ehemaligen Kontrollturm an der Grenzübergangsstelle Drewitz-Dreilinden über das Besondere wie auch Alltägliche an der hoch gesicherten Staatsgrenze zwischen West-Berlin und der DDR. Initiator der Ausstellung ist der Verein „Checkpoint Bravo e.V.“, der nun ein Buch zum Thema herausgegeben hat: Auf 88 Seiten wird die Geschichte der größten Grenzübergangsstelle auf dem Gebiet der DDR beschrieben. Zugleich ist eine beeindruckende Dokumentation über einen besonderen Aspekt des Kalten Krieges entstanden.
„Freundwärts“ – so beschrieb der Sprachgebrauch der DDR-Grenztruppen das
eigene Territorium vor den Grenzsicherungsanlagen. Entsprechend lag
„Feindwärts“ dort, wo sich das Gebiet der Bundesrepublik oder
West-Berlins anschloss. Für den „Checkpoint Bravo“, im Süden Berlins an
der Autobahnverbindung zwischen AVUS (West-Berlin) und Berliner
Außenring (DDR) gelegen, ergab sich dabei eine besondere Situation. Denn
der alliierte Kontrollpunkt lag als Insellösung an einem
Autobahnabschnitt, dem sich beiderseits DDR-Gebiet anschloss. Im
Reise-Alltag hieß das: Vom ostdeutschen Staatsgebiet ging es für 200
Meter durch West-Berlin (Albrechts Teerofen, Ortsteil Berlin-Wannsee),
dann wieder über DDR-Hoheit bis zum West-Berliner Übergang Dreilinden.
Bis 1969 lag der Checkpoint Bravo an einem Autobahnabschnitt an Albrechts Teerofen und war damit umzingelt von DDR-Territorium im Bild Gebäude der DDR-Grenzkontrolle (Foto-Quellen: Freundwärts- Feindwärts)
„Feindwärts, Freundwärts, Feindwärts“ – das war dem Grenzregime der
Deutschen Demokratischen Republik dann doch etwas zu unübersichtlich und
nicht zuletzt der improvisierte Ausbau der DDR-Grenzkontrollen um den
US-Checkpoint Bravo ein Grund, die Autobahn (heute A 115) samt
Grenzübergangsstelle zu verlegen. Auch diese Geschichte erzählen
Buch-Herausgeber Dr. Peter Boeger (Vorsitzender „Checkpoint Bravo e.V.)
und Lydia Dollmann, die auf politische Zusammenhänge der Weltpolitik
nach 1945 eingehen, die sich auch in der Sektorenaufteilung von Berlin
mit all ihren Problemen wiederspiegelt. Mit der „Sicherung der
DDR-Staatsgrenze“ am 13. August 1961 werden auch die Anlagen um den
Checkpoint Bravo ausgebaut. Schließlich zieht der alliierte
Kontrollpunkt sogar nach Dreilinden um, da die DDR die Trassenführung
der Autobahn ändert und den Bereich um Albrechts Teerofen isoliert links
liegen lässt. Zeitgleich wird die neue Grenzübergangsstelle Drewitz
eröffnet (1969), die mit 55,5 Mio. Mark veranschlagt die größte ihrer
Art in der DDR ist.
Blick hinter die Kulissen der Grenzorganisation
Fluchtversuche und deren gewaltsame Bekämpfung werden in „Freundwärts -
Feindwärts“ genauso aufgearbeitet, wie die technische Aufrüstung der
Grenzanlagen. Das DDR-Regime setzt eine organisatorisch perfekte
Sperranlage der Kreativität, dem Mut und Freiheitswillen der Flüchtlinge
entgegen – auch das wird in Text, 120 (teils farbigen) Fotografien und
Dokumenten dargestellt. Und selbst dann, wenn eine Flucht gelungen war,
musste das nicht unbekümmerte Sicherheit im Westen bedeuten. Denn in
besonderen Fällen entwarf die DDR-Führung Pläne „operativer Maßnahmen
zur Liquidierung“ ihrer ehemaligen Bürger, die nun „feindwärts“ des
Eisernen Vorhanges lebten.
Was Boeger und Dollmann um den „Checkpoint Bravo“ zusammengetragen
haben, ist eine kurzweilige, umfangreiche und lesenswerte Zeitreise
durch einen besonderen Bereich deutsch-deutscher Geschichte, die weit
hinter die Kulissen der einst uneinsehbaren Grenzorganisation blicken
lässt.
Mehr Infos und Bestellmöglichkeiten zu „Freundwärts - Feindwärts“ über die Geschäftsstelle Checkpoint Bravo, Tel. 033203/ 70768,
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Mehr Informationen zum Verein
„Checkpoint Bravo e.V.“ gibt es im Internet, www.checkpoint-bravo.de
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