Bunker-Film: Jacques Berndorf in der Sprecherrolle
Montag, 15. September 2014

„Geheimakte Regierungsbunker – Der Film“ wird im November veröffentlicht

Michael Preute/Jacques Berndorf übernimmt die männliche Sprecherrolle im Film „Geheimakte Regierungsbunker“.

1983 haben ihn seine „Spiegel“-Recherchen zum Regierungsbunker in die Eifel gebracht, dann ist er geblieben und begann ein zweites Leben als Krimiautor: Aus Michael Preute wurde damals Jacques Berndorf, aus dem Journalisten ein erfolgreicher Schriftsteller. Über all die Jahre hat sich viel verändert, doch eins ist geblieben: Die Verbindung zum Bunker, den er in seinem „Spiegel“-Artikel 1984 als „perfektionierten Unsinn“ definierte. Jetzt greift Preute/Berndorf erneut in die Bunker-Historie ein und spricht die männliche Sprecherrolle für eine Film-Dokumentation, die im November 2014 veröffentlicht wird. Für „Geheimakte Regierungsbunker – Der Film“ ist er mit seiner sonoren, unverkennbaren Stimme der rote Faden zwischen Epochen und Personen, die im Film vorgestellt werden.

Es ist eine Traumbesetzung: Michael Preute erklärt den Bunker. Das übernimmt er als Zeitzeuge 2007 am rückgebauten Originalschauplatz sowie jetzt, sieben Jahre später, als Sprecher. Damit ist er das verbindende Element zwischen dem Film und seinen Akteuren, zu denen auch Bundestagspräsidentin Annemarie Renger (1919-2008), Bundesinnenminister Ernst Benda (1925-2009), Staatssekretär Wolfram Dorn (1924-2014) oder Fotografenlegende Jupp Darchinger (1925-2013) zählen. Gerade mit Jupp Darchinger verbindet Michael Preute viele intensive Erinnerungen. Beide arbeiteten bei diversen Reportagen für „Stern“ oder „Spiegel“ zusammen und pflegten ähnliche Ansichten zum Bunker. „Ich habe viele Erinnerungen an den Bunker, nur sind es keine guten“, brachte es Darchinger bei den Dreharbeiten in der Ahrweiler Unterwelt 2005 auf den Punkt.

Gerade der politische Exkurs zwischen den Politikern Benda und Dorn macht den Film auch zu einem zeitgeschichtlichen Vermächtnis: Erst- und einmalig tauschen sich die beiden Kontrahenten über Bande – den Film – zu Inhalten der NATO-Übung „Fallex 66“ aus. Dorn wirft Benda Falschinformation zu NATO-Atomwaffeneinsätzen auf bundesdeutschem Gebiet vor und bezichtigt die Bundesregierung der Lüge gegenüber den vertretenen Parlamentariern. Benda kontert: Diese Informationen waren für die im Rahmen der Übung gestellten Aufgaben verzichtbar und außerdem würde der Gemeinsame Ausschuss, dem er, Renger und Dorn angehörten, im Kriegsfall auch nicht mitentscheiden können. Damit lieferte Benda ungewollt einen Hinweis auf demokratisch legitimierte Verfahrensweisen unter Kriegsbedingungen, die offensichtlich zurückgefahren bis abgeschafft werden.

Auch das waren Fragen, denen Michael Preute bei seinen Recherchen zum Bunker vor 30 Jahren nachging. Immerhin fand er heraus, dass auch die Bundestagsabgeordneten selbst oder die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses als Nachfolger von Renger, Dorn und Benda nur wenig über den „hyperperfekten Überlebenskäfig“ und seine Kosten wussten. „Es hatte sich verselbstständigt“ erzählte ihm Bundeskanzler Willy Brandt und stempelte den Bunker damit als außer Kontrolle geratene Wucherung unter den idyllischen Weinbergen des Ahrtals ab.

Tatsächlich war einiges aus den Fugen geraten: die Baukosten schossen von der Planung zur Umsetzung von 42 auf 547 Mio. D-Mark maßlos ins Kraut, die jährlichen Unterhaltskosten setzte selbst der Innenausschuss des Deutschen Bundestages über Jahre und Jahrzehnte in seinen geheimen Sitzungen viel zu niedrig an. Für die Sicherheit der Anlage und deren Schutz vor ausländischer Spionage sorgte ausgerechnet ein CIA-Mitarbeiter, ohne dass es deutsche Stellen wussten und die DDR-Staatssicherheit hatte es sich zur selbst-ehrgeizigen Herausforderung gemacht, Unterlagen zum Bunker und den darin abgehaltenen Übungen schneller Richtung Ostberlin zu schaffen, als der verteidigungsministeriale Kopiervorgang auf dem Hardtberg abgeschlossen werden konnte. Mehr als 30 Jahre hatte die DDR-Spionage diesen internen Wettbewerb gewonnen, ohne es wirklich feiern zu können. Auch das spielt im Film „Geheimakte Regierungsbunker“ eine Rolle, wenn sich „Kundschafter des Friedens“ Dieter Popp seine Gedanken zu Regierungsbunkern in Ost und West macht, wie auch Janina Bargatzky und Annemarie Schlafer-Busse als Töchter der Bunker-Verantwortlichen (1960) Walter Bargatzky und Wehrmachtsgeneral Theodor Busse ihre Erinnerungen einbringen.