Regierungsbunker öffnet für Foto- und Videopräsentation seine Tore
Mittwoch, 06. Juni 2007

Dokumentation bietet im Juli tiefe Einblicke in die Geschichte - und reale Augenblicke in der Anlage

Entkerntes Staatsgeheimnis: Inzwischen gefluteter Seitenstollen der ehemaligen Belüftungstechnik tief unter den Ahrbergen, abgelichtet von Herbert Piel, Boppard (Anfang 2007).

Bilder über ein Staatsgeheimnis da, wo sie entstanden sind: Zum ersten Mal in seiner Geschichte öffnet anlässlich einer Foto- und Videopräsentation der ehemalige Regierungsbunker im Ahrtal am 21. und 22. sowie 28. und 29. Juli für die Öffentlichkeit seine Tore. Hinter der Austellung stehen die Handwerkskammer Koblenz, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie der Heimatverein "Alt-Ahrweiler" als Träger der künftigen Dokumentationsstätte im östlichen Bunkerteil, die den Bunker und seine Rolle im Kalten Krieg ab Oktober 2007 dokumentieren wird.

Er hat Geschichte geschrieben, dieser Bunker zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dernau: Als Schutzbau entworfen in der Zeit des Kalten Krieges, entstand zwischen 1960 und 1972 ein mehr als 17 Kilometer langes Tunnelsystem, das für den Ernstfall die Regierungsstellen bis hin zu den Spitzen von Verfassungsgericht oder Bundesbank aufnehmen sollte. Unterkunft für 3.000 Menschen im Konfliktfall zwischen Ost und West, Ausgang ungewiss. Das teuerste Einzelbauwerk in der Geschichte der Bundesrepublik endet mit der Außerdienststellung 1997. Ab 2001 wurde Europas größter Bunker „entkernt“, verschwand seine in die Röhren eingebaute Infrastruktur.

Verschwundenes Kanzlerzimmer 100 Meter unter der Erde: Blick aus dem Bauwerk, in dem einst die Unterkunft des Bundeskanzlers sowie der Saal für Lagebesprechungen zwischen Kabinett und Militärstab lag, fotografiert von Werner Baumann, Höhr-Grenzhausen (Ende 2004).

Insbesondere der Initiative des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung über dessen Präsident Florian Mausbach ist es zu verdanken, dass ein Teil dieses „Zeitzeugen“ erhalten blieb und aktuell zur Dokumentationsstätte umgebaut wird. Die Eröffnung ist für Oktober 2007 geplant.

Bereits im Juli wird eine einmalige Dokumentation über den Regierungsbunker dort zu sehen sein, wo der Zugang zu dem weit verzweigten Tunnellabyrinth, das als Kulisse im Fokus von Foto- und Filmkameras stand, Einlass in diese ungewöhnliche Welt unter den Ahrbergen ist.

Im Bunker (Eingang West in Marienthal) werden zahlreiche großformatige Fotografien zu einer Zeitreise einladen. Abgerundet wird die Ausstellung durch Filmaufnahmen – alle entstanden im Rahmen der Dokumentation der Handwerkskammer Koblenz, die seit 2001 lückenlos den Rückbau und damit die Arbeit der Handwerker, die hier als Letzte zum Zuge kamen, begleitete.

Die Verbindung zwischen Handwerk und Bunker – sie reicht bereits in die Planungszeit vor 50 Jahren zurück: Der Architekt ist gelernter Zimmermann, rund 20.000 Arbeiter, die meisten Handwerker, haben die Anlage gebaut.

140 Mitarbeiter gehörten zum Wartungspersonal. Viele von ihnen legten bei der HwK Koblenz als Teil ihrer beruflichen Biografie die Meisterprüfung ab. Ein Friseursalon gehörte zum Bunker, große Werkstätten samt Kantbank, Schmiedefeuer oder Bohrtischen ebenso. Ein Gebäudereinigerunternehmen drehte täglich in dem 17 Kilometer langen System seine Runden.

Bootsfahrt unter den Ahrbergen durch einen Speisesaal für 500 Menschen, fotografiert von Matthias Brand, Vallendar (Ende 2005).

Schließlich sind es wieder Handwerker, die mit dem Fotoapparat in der Anlage unterwegs sind und ihren Beitrag leisten. Fotografenmeister Werner Baumann, Staatspreisträger aus Höhr-Grenzhausen, gehört dazu, ebenso Fotografenmeister Matthias Brand aus Vallendar. Herbert Piel, Mitglied der Landespressekonferenz, fotografierte im Bunker und Kajo Meyer aus Bonn, von dem die meisten der rund 40 Bilder stammen. Sie haben einen Zeitzeugen im Bild verewigt, der inzwischen selbst in die Geschichte eingegangen ist. Wie sieht es in dem endlos scheinenden Tunnelsystem heute aus, in das an vielen Stellen seit Jahren kein Mensch mehr seinen Fuß gesetzt hat? Wie hat sich die Natur dieses Reich zurückerobert, das ihr einst mit erheblichem menschlichen wie auch finanziellen Aufwand abgerungen wurde?

Fragen, bei deren Beantwortung der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ mit viel ehrenamtlichem Engagement seinen Teil leistet. Die Trägerschaft ab Oktober 2007 im Museumsteil im Blick, gibt es so die erste Möglichkeit für den Austausch mit Besuchern im Bunker. Darüber hinaus bietet sich die Chance, neugierig auf den Teil des Tunnels zu machen, der erhalten bleibt und, momentan mit dem letzten Schliff versehen, Besucher aus aller Welt anlocken wird.

Paul Groß, letzter Mitarbeiter des Regierungsbunkers an seinem geräumten, einst 17 Kilometer langem Arbeitsplatz, festgehalten von Kajo Meyer, Bonn (Ende 2006).

Über die Ausstellung an diesen vier Tagen hinaus ist ein Rahmenprogramm geplant – vom Vortragsabend in „geheimen Bunkerangelegenheiten“ bis zu „leisen Tönen“ musikalischer Beiträge (Informationen dazu folgen).

Die Ausstellung wird unterstützt durch die RWE Rhein-Ruhr AG sowie das Koblenzer Handwerksunternehmen Elektro Künster, die über eine umfangreiche Stromversorgung für viel Licht in den verlassenen Gängen des Bauwerks sorgen werden sowie die Verlagsanstalt Handwerk GmbH., Düsseldorf.

Weitere Informationen zur Fotoausstellung gibt die Handwerkskammer Koblenz,
Telefon 0261/398-161, Telefax 0261/398-996, Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können , www.hwk-koblenz.de