Wissenswertes / What you should know

Zeitreise zurück in den Kalten Krieg

A Journey back in time to cold war 

Am 1. März 2008 wurde ein bundesweit einmaliges Zeitzeugnis vergangener Tage seiner neuen Aufgabe übergeben: Der ehemalige Regierungsbunker im Ahrtal ist ein Museum. Teilbereiche der Anlage stehen dem Publikumsverkehr offen, laden Jung und Alt aus aller Welt ein. Das Interesse ist groß, denn der Bunker wurde über Jahrzehnte als "Streng Geheim", bzw. "Geheim" zum Tabu-Thema für die Öffentlichkeit erklärt. Insofern erobert jeder Gast ein Staatsgeheimnis auf seine Art und kann in die Atmosphäre des "Kalten Krieges" eintauchen. Der Träger der "Dokumentationsstätte Regierungsbunker", der Heimatverein "Alt-Ahrweiler", hat sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet. Nach intensiven Vorarbeiten und umfangreicher Schulung der Gästeführer zu und in Themenbereichen, die bis vor kurzem noch strikter Geheimhaltung unterlagen, können sich Besucher auf ihren Weg durch die Bunkeranlage im Ostteil freuen, der ausschließlich geführt stattfindet. Neben festen Öffnungszeiten mittwochs, samstags und sonntags wird Gruppen die Möglichkeit geboten, nach Voranmeldung zu ihrem Wunschtermin auf Bunker-Exkursion zu gehen (mehr Infos dazu unter "Eintritt").

On 1 March 2008 a unique historic monument of the past was given a new role: the former government bunker is now a museum. Parts of the facility are now open to the public attracting much interest as the bunker formerly had been classified “top secret” and used to be a taboo among the public realm. All visitors are therefore welcome to discover this former state secret and immerse into the atmosphere of the cold war by themselves. The Heimatverein Alt-Ahrweiler, the public body responsible for the documentation site, has prepared itself well perfectly for this task. Following intensive preparation and comprehensive training of the guest hosts (who until recently all had to maintain strict secrecy) visitors can look forward to a touring the eastern section of the bunker. Visits are only possible with a guide. Groups can also visit the bunker on a day suitable for them following prior registration as well as during fixed opening hours on Wednesdays, Saturdays and Sundays, See “Admission” for further information.      

Rück- und Einblicke: Als das Museum noch Bunker war

A view back in time to when the museum still was a bunker 

Die Planungen für einen "befestigten Befehlsstand" reichen in ihren Ursprüngen ins Jahr 1950 zurück. Federführend war das Bundesinnenministerium, hier der Bereich Zivilschutz. Von Anfang an in die Planung involviert: Bundeskanzler Konrad Adenauer. Nach jahrelanger Suche eines geeigneten Standortes wie auch eines Finanzierungsmodells entschied man sich schließlich für das Tunnelsystem an der Ahr.

Plans for a fortified command post date back to the 1950s and were initiated by the civil protection branch of the Ministry of the Interior. Former chancellor Konrad Adenauer personally was involved in the planning from the beginning. The tunnel system in the Ahr Valley was finally chosen following years of searching for a suitable site. 

Bereits 1960 gab es klare Vorstellungen vom späteren Aussehen des Zugangsbereiches Ost - hier in einem Modell. A model of the eastern entrance. There had already been precise plans of what the entrance should look like as early as 1960.

Die ersten werden die letzten sein: Dort, wo 1959 mit dem Bunkerausbau begonnen wurde, endet die Geschichte des Ausweichsitzes auch wieder und wechselt ins museale Zeitalter. Der östlich gelegene Kuxbergtunnel wurde als einer von zwei ehemaligen, nie genutzten Eisenbahntunneln, beim Ausbau gegenüber seinem westlichen Nachbarn, dem Trotzenbergtunnel, aus verschiedenen Gründen vorgezogen. Mit einer Überdeckung von bis zu 110 Metern Höhe und einer wesentlich günstigeren Schichtung des Gesteins sowie weit weniger Wasseranfall war er "1. Wahl" bei den Ausbauplanungen, die vom ersten Tag als "Ausbau der Anlagen des THW" getarnt wurden.

The first will be the last: today’s museum is located at the site where construction was first started in 1959, so history ends where it once began. The eastern Kuxberg tunnel was one of the two disused railway tunnels chosen in preference to the third one to the west for several reasons: the mountain above with up to 110 metres and more preferable layers of rock as well as less water inflow made it “first” choice when planning construction, which was disguised as “Extension of the Facilities of the THW (the German Technical Relief Agency)” from as early as day one.

Mit dem Ausbau wird nach der Trümmerräumung im östlichen Teil 1962 begonnen. Dafür wurden die geräumten Tunnelmünder und der Hauptstollen als Zufahrt für die bergmännischen Arbeiten unter Tage genutzt. Nach dem Auffahren neuer Seitenstollen fand der anschließende Ausbau von Bauwerk zu Bauwerk statt. Diese wurden in der Regel am Stück gefertigt - vom Auffahren über die Sicherungsmaßnahmen mit Beton, die Isolierung und den statischen Beton bis zum Innenausbau. Der Ausbau des Westteils wurde zurückgestellt. Lange war nicht sicher, ob dieser Tunnel überhaupt für die neue Aufgabe genutzt werden soll.

Construction began after the post-war rubble had been removed from the eastern tunnel in 1962. The cleared out portals and main tunnel were used to access the underground construction sites. Once new side tunnels had been excavated the sections were build one after the other. This was generally done in a single series of work, from excavation through strengthening measures with concrete for insulation and stability to completion of the interior. Construction of the western section was postponed at first, and for a long time it wasn’t clear whether this tunnel would ever be used as part of the new bunker at all.

Fertig gestelltes Zugangsbauwerk 123, dass 1964 komplett unter Erde verschwindet. Completed entrance (unit 123) which disappeared entirely underground in 1964.
Fertig gestelltes Zugangsbauwerk 123, dass 1964 komplett unter Erde verschwindet. Completed entrance (unit 123) which disappeared entirely underground in 1964.

Auch in der Raumplanung fand der Beschluss, mit dem Osten zu beginnen, seine Berücksichtigung: Alle wichtigen Unterkunfts-, Büro- und Funktionsräume wurden hier errichtet - und blieben auch nach der Fertigstellung der gesamten Anlage in den Bauteilen 1 und 2 unter dem Kuxberg. Dazu zählten nicht nur der Plenarsaal des Bundeskabinetts, der Besprechungsraum für den gemeinsamen Ausschuss aus Bundestag und Bundesrat, die ausgedehnten Räumlichkeiten des Bundesinnenministeriums - auch die Fernmeldeeinheiten der Bundeswehr und der Bundespost waren hier stationiert.

The decision to start at the east end was also reflected in the planning of the room layout. All important accommodation, offices and special purpose rooms were planned here and remained at their original location in sections 1 and 2 below the Kuxberg after the entire facility had been completed. The plenary chamber of the federal cabinet, the conference room of the joint committee of the Bundestag  (the federal parliament) and the Bundesrat  (the federal assembly), extensive facilities of the Federal Ministry of the Interior and the communications units of the military and postal services were located here.

Für deren Arbeit wurden umfangreiche technische Anlagen für Vermittlung und Funkverkehr eingerichtet. Parallel zu den Arbeiten in Marienthal errichtete die Bundespost einen Bunker im sieben Kilometer entfernten Kesseling. Der sogenannte Postbunker war über Kabel direkt mit dem Ausweichsitz der Regierung verbunden und war Ausgangspunkt für ein bundesweites Vermittlungsnetz zu allen wichtigen Entscheidungsträgern aus politischer und militärischer Krisenbewältigung.

Huge amounts of technical equipment were installed to enable radio communications. In addition to the facility at Marienthal the federal postal service also built another bunker near the village of Kesseling, about seven kilometres away. This so-called Postbunker was connected to the government bunker by cable and was at the heart of a nation-wide communications network connecting all important decision-makers in event of political and military crises.

Herausforderung Bunkerbau: Technisch beschritten die beteiligten Unternehmen größtenteils Neuland, denn seit Kriegsende gab es landesweit keine solche Großbaustelle. New challenges in the construction of bunkers: there had been no comparable construction site in Germany since the end of WWII.

Neuland unter Tage

New underground territory 

Mit dem Ausbau Ost beschritten die 18 beteiligten Unternehmen der ARGE Max (Namen in der Rubrik "Historie") und die eingesetzten Subunternehmen in vielerlei Hinsicht technisches Neuland. Eine unterirdische Anlage dieser Dimension war ein Novum in Deutschland, ebenso die Ansprüche an Verschlüsse und Inneneinrichtung. Die Arbeitsverhältnisse waren nicht zuletzt durch die innere Struktur der Anlage geprägt: Der Platz vor Ort und die Erreichbarkeit der einzelnen Baustellen waren beschränkt.

The 18 companies involved in ARGE Max (see “History” for name) and the subcontractors ventured into unprecedented fields of construction. An underground facility of such dimension was a technical novelty in Germany, as were the requirements for the gates and interior. The working conditions were characterized by the design of the structure and access to some construction sites was limited.

Der Weg durch das Neuland verlief nicht immer geradlinig. Zum Teil gab es Probleme mit der Brüchigkeit des Gesteins (so beim Auffahren des Bauwerkes 168; Teil des Versorgungsbauwerkes im Bauteil 1, das einstürzte), zum Teil auch Kritik des Auftragsgebers an der Ausführung, so bei einigen Belüftungsschächten, die aufgrund ihrer Steigung problematisch in der Erstellung waren. Gerade bei den sensiblen Zugangsbauwerken sah der Bund, der über die Bundesbaudirektion in der Bauleitung vertreten war, ganz genau auf die Güte der Ausführung. In der Mängelliste tauchte schließlich sogar Bauwerk 123 (Zugang Ost/Ost) auf. Damit ist das Museum sogar Dokumentationsstätte eines Neubaus beim Neubau, denn 30 Meter Beton wurden direkt 1962 erneuert. Trotz solcher Pannen verlief die Fertigstellung des Bauteils Ost relativ planmäßig und endete im Frühjahr 1965. Der exakt 1237 Meter lange Hauptstollen wurde um knapp sieben Kilometer Seitenbauwerke erweitert. In den meisten Tunnelabschnitten wurde eine zweite Ebene eingezogen, so dass die Anlage größtenteils zweigeschossig ausgebaut war. Die Gesamtfläche betrug im Bauteil 1 (Ost/Ost) 17.800 qm und umfasste 233 Büro- sowie 213 Schlafräume. Im Bauteil 2 (Ost/West) waren es 19.800 qm mit 269 Büro- und 288 Schlafräumen. Jeder der beiden Abschnitte war autark ausgestattet und konnte über eigene Wasserversorgung mit Tiefbrunnen, Stromversorgung, Belüftungsbauwerken und Küchenbereichen versorgt werden. Die beiden Bereiche wurden nicht nur zur Außenwelt mit massiven Toren und Türen abgeschottet - auch tief im Berg befand sich eine Trennung (Bauwerk 198), die beide Bunkerteile unter Tage  "dicht machen konnte".

This new venture was not always without problems. One the one hand were difficulties with the brittleness of the stone (part of section 1 collapsed when drilling unit 168) as well as criticism concerning the design of some of the ventilation shafts which had been difficult to construct due to their incline. The government, represented in the site management by the Federal Office of Construction, was concerned with the quality of the delicate access buildings in particular. Finally, unit 123 (eastern entrance) was included in the list of defects, therefore museum is even a documentation site of a newly constructed structure as 30 metres of concrete had to be renewed in 1962. Despite such glitches, however, the eastern section was completed more or less on time in spring 1965. The main tunnel, precisely 1237 metres long, had been extended by about seven kilometres of ancillary tunnels. A second floor had been added to many of the tunnel sections, so most of the facility had two floors. The total area of section 1 (East/East)  covered 17,800m² with 233 offices and 213 dormitories. Section 2 (East/West) covered 19,800m² with 269 offices and 288 dormitories. Each section was designed to be entirely self-sustaining and had its own deep well, power supply, ventilation buildings and kitchen facilities. In addition to being sealed off from the outside by huge gates and portals both sections were also partitioned deep inside the mountain (unit 198) where each bunker section could be “sealed off” well below the surface.

Büroraum im Regierungsbunker nach der Fertigstellung 1965. So sahen die Zimmer auch zur Außerdienststellung 1997 aus - eine Enklave der Wohnkultur. Office inside the government bunker after its completion in 1965. This is what the rooms still looked like when it was decommissioned in 1997. An enclave of living décor.

Im August 1965 wurde mit sechsmonatiger Verspätung der Bunkerkomplex Ost an den Nutznießer übergeben. Bis dahin waren durch das Bundesschatzministerium in den streng geheimen Unterlagen dieser Baumaßnahme 872 erteilte Aufträge mit einer Summe von 324.088.000 DM abgerechnet. Ursprünglich waren im ersten Stadium der Planung (1960) für die Gesamtmaßnahme (Kux- und Trotzenbergausbau) 40 Mio. DM kalkuliert ...

In August 1965, following a delay of six months, the eastern bunker complex was handed over to its users. Until then the Bundesschatzministerium, the Federal Treasury, had settled contracts worth up to DM 324 million according to top secret documents of so-called “construction job 872”.  At first during the initial planning stage in 1960 only DM 40 million had been calculated for the entire facility (Kuxberg and Trotzenberg) …

Diese Zahlen verdeutlichen zwei sehr individuelle "Bunker-Eigenschaften": Die Maßnahme unterlag einer gewissen Flexibilität; da zur Chefsache erklärt standen enorme Finanzmittel zur Verfügung.

These figures are examples of two very unique “characteristics” of the bunker: the project was more-or-less “flexible” and since it had been given top priority tremendous financial means were available.

Zur "Grundausstattung" des Bunkers gehörte nicht die Nachrichtentechnik. Diese war in die Baumaßnahme nicht einbegriffen und wurde als kostenpflichtiges Extra abgerechnet.

The communications equipment was not part of the basic configuration of the bunker and was settled as an extra that had to be paid for.

Es kommt Leben in die Röhre

The tunnel comes to life 

Mit der Fertigstellung des Bunkerbereichs Ost zu Beginn 1966 lagen die Pläne für die erste Stabsübung FALLEX an diesem unterirdischen Ort bereits in den NATO-Schubladen. Am dritten Oktoberwochenende des Jahres 1966 kam Leben in das Tunnellabyrinth unter dem Kuxberg. Die Kühlräume waren längst mit Nahrungsmitteln für 1500 Menschen gefüllt, die Unterkünfte warteten auf ihre ersten Besucher, das Empfangskomitee hatte am und im Bunker Stellung bezogen. Die fünftägige Vorübung lief. In ihrem Verlauf wurde nach einem politisch-militärischem Anfangskonflikt in Jugoslawien und anschließendem Aufmarsch der Warschauer Vertragstruppen an der innerdeutschen Grenze von Unruhen unter den deutschen Gastarbeitern ausgegangen.

Plans for the first command exercise “FALLEX” at this underground location were already in NATO’s files when the eastern bunker section was completed in 1966. On the third weekend of October 1966 the tunnel labyrinth below the Kuxberg finally came to life. The refrigerator rooms had already been stocked with supplies for 1500 people and the beds were awaiting their first guests. The reception committee was waiting at the entrance. The five-day advance exercise was already running. This exercise assumed a political/military conflict in Yugoslavia and deployment of Warsaw Pact troops at the West German/GDR border followed by disturbances among guest workers in Germany.

Anreise der Teilnehmer zur Kommandostabsübung FALLEX über den Eingang Ost/Ost. Participants of the high command exercise “FALLEX” arrive at East/East entrance.

Aufgrund des sich anbahnenden Militärkonflikts traten Tausende die rettende Heimreise an. Das hatte ein Verkehrschaos auf deutschen Schienen und Straßen zur Folge. Auch die ersten Toten waren unter der Zivilbevölkerung nach Bombenanschlägen zu beklagen - so auf Straßenbahnen in Nürnberg oder Hamburg. Das rein theoretische Durcheinander sollte durch den Einsatz militärischer und ziviler Entscheidungsträger im Bunker "entschärft" werden, die hier abgeschieden, sicher und an einem Ort versammelt das zivile Leben der Bundesrepublik Deutschland unter diesen besonderen Umständen aus der "Befehlsstelle des Bundes" zu organisieren hatten. Dabei war der Bunker Bestandteil eines Netzwerkes und u.a. mit den militärischen Führungsstellen wie auch den Ausweichsitzen der Landesregierungen fernmeldetechnisch verbunden. Zeitgleich gingen auch die Landesregierungen mit ihren Stäben auf verbunkerte Tauschstationen. Man spielte technisch die Möglichkeiten der Verbindungen durch, organisatorisch die Koordinierung im Kriegsfall und versuchte, das einsetzende öffentliche Chaos zu lenken.

Thousands began travelling home due to the developing military conflict resulting in traffic chaos on Germany’s roads and railways. First civilian casualties had been recorded during bomb attacks on trams in Nuremburg and Hamburg. This purely fictional chaos was to be “defused” by deployment of military and civilian decision-makers in the bunker, who had been called in to this secured “federal command post” to re-organise civil society in the West Germany under such special circumstances. The bunker was part of a communications network and, amongst others, connected directly with the military command posts and shelters of the governments of the federal states (Länder). The governments of the Länder also entered their underground shelters. The possibilities to coordinate during a military conflict and direct the resulting public chaos were simulated from a technical perspective. 

Der "geheime" Krieg

The "secret" war 

Nach einer Vorhut der Bonner Ministerien, die sich Bunker-organisatorischen Aufgaben wie der Essensmarkenausgabe oder Zuteilung der Zimmer widmete, rückten am Montagvormittag, 17. Oktober 1966, planmäßig die "Leitungs- und Übungsstäbe der obersten Bundesbehörden" mit Omnibussen der Bundeswehr an. Eines ihrer Ziele: Der östlichste Zugang des Regierungsbunkers - das heutige Museum.

Following the party of the ministries who assumed organisational tasks in the bunker such as handing out meal vouchers or allocating rooms the “administrative and exercise personnel” of the top ministries in Bonn arrived as planned in army buses on the following Monday morning, 17 October 1966. One of their goals was the eastern entrance to the government bunker where the museum is situated today. 

Einer von ihnen war der FDP-Bundestagsabgeordnete Wolfram Dorn, der in seinem Buch "So heiß war der kalte Krieg" ein detailliertes Bild dieser Stunden abgibt. "Um Stauungen an den Eingängen zu vermeiden und um ein Beziehen der Anlage in einer Reihenfolge von innen nach außen zu ermöglichen, werden die Übungsteilnehmer in nachstehender Reihenfolge auf folgende Eingänge angewiesen: Eingang Ost (Anfahrt über Ahrweiler): Militärischer Leitungsstab einschl. Fernmelde-Betriebstruppe der Bundeswehr, Bundesministerium für Verkehr, Bundesministerium für Finanzen, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bundesministerium für Wirtschaft, Bundeskanzleramt, Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, Bundesministerium der Justiz, Bundesschatzministerium, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Auswärtiges Amt. Alle anderen Ministerien rückten über den Eingang West in Marienthal in die Anlage ein."

One of them was FDP member of parliament Wolfram Dorn who gives a clear description of this time in his book So heiß war der kalte Krieg  (The Cold War was that Hot). "In order to prevent tailbacks at the entrances and to allow for occupation of the facility from the centre to outside the participants are required to arrive in the following order: eastern entrance (approach from Ahrweiler): military command force incl. communications operators of the Bundeswehr, Federal Ministry of Transport, Federal Ministry of Finance, Federal Ministry of Food, Agriculture and Forests, Federal Ministry of Economics, The Federal Chancellor’s Office, Federal Ministry of Postal and Communication Services, Federal Ministry of Justice, Press and Information Office of the Federal Government, Federal Foreign Office. All other ministries should enter the facility from the western entrance at Marienthal." 

Im Viertelstundentakt rollten ab 8.30 Uhr die Fahrzeuge der Ministerien auf dem Vorplatz des Eingangsbereiches 123 vor. Um 10.45 Uhr schloss sich das Haupttor. Zum ersten Mal wurde ein "Kriegs- und Krisenfall" aus dem Bunker heraus "geprobt". Ein Szenario in drei Teilen, in dessen "Mittelteil" Europa Schauplatz eines atomaren Infernos ist.

From 8.30 am the cars of the ministries arrived at the concourse outside the entrance to unit 123 every 15 minutes and the main gate closed at 10.45 am. For the first time a “state of war and crisis” was staged from inside the bunker. A scenario in three acts where the “middle” part features Europe as the scene of a nuclear fallout. 

Am 22. Oktober 1966 beginnt der 3. Weltkrieg. Zu diesem Zeitpunkt waren die Abgeordneten längst wieder abgereist. Der Teil des Bunkers, der nun Museum ist, hatte seine ersten Insassen nach fünf Tagen am 21. Oktober 1966 wieder "ausgespuckt". "Mit dieser Übung, über deren ganzes Ausmaß die Parlamentarier durch die Regierung nicht informiert wurden, war uns aber auch klar", so Dorn, "dass die Anlage in die militärische Kriegsplanung integriert war und damit nicht nur Zwecken der Zivilverteidigung diente. Das sollte den zivilen Teilnehmern, selbst denen des Gemeinsamen Ausschusses, allerdings vorenthalten werden. Wir wurden weder inhaltlich über den weiteren Fortlauf der Übung informiert, noch sollten wir überhaupt wissen, dass es weiterging".

World War III began on 22 October 1966 by which time the members of the parliament had already left. The part of the bunker which is a museum today had “ejected” its first occupants again after five days on 21 October 1966. "With this exercise where the members of parliament had not been informed of its full extent by the government it became clear to us that the facility was included in the military’s plans of war and not only intended for civil defence purposes,” said Dorn. “This was meant to be kept secret from civilian participants, however, and even from members of the joint committee. We were not informed of the content of the exercise nor how it would continue, and we weren’t even to know how it would continue.” 

Der Bunker und die Politik

The bunker and politics

Der Regierungsbunker hatte mit dem Zeitpunkt seiner "Erfindung" auf Bonner Schreibtischen einen stark innenpolitischen Ansatz. Seine Rolle im Kalten Krieg konnte er nur ausfüllen, wenn einem potentiellen Angreifer die Existenz der Anlage bekannt war, denn der Bunker war Bestandteil eines Abschreckungsszenarios. Aus ihm heraus konnte ein Krieg über das Anfangsstadium hinaus durch die Regierung in enger Abstimmung mit dem Militär organisiert werden. Das musste die Gegenseite wissen, trug sie sich mit Angriffsplänen und der Frage nach dem eigenen Überleben, das vom Gegenschlag abhängig war.

Since its “invention” on the sketch boards of the government in Bonn the bunker had so far enjoyed strong national importance. It would only be able to assume its role in the cold war, however, if its existence were to be known to a potential aggressor as it was part of a deterrence scenario. From inside it would have been possible for the government to manage a war in close collaboration with the military well beyond its start. This had to be known by the opposition as it was also concerned with plans of its own survival, which would depend on a counterattack. 

Tatsächlich war den östlichen Geheimdiensten - federführend der DDR-Geheimdienst unter Markus Wolf - sehr früh bekannt, an was da unter den Ahrbergen gebaut wurde. Insofern richtete sich der hohe Geheimhaltungsgrad auch nach innen. Und tatsächlich wurde die Ausweichplanung über Jahre durch einen sehr begrenzten Personenkreis in Bonner Ministerien aufgebaut - mit Bundeskanzler Konrad Adenauer an der Spitze, der von Anfang über alle Schritte informiert war. Er und mehrere Minister hatten den Bau eines Regierungsbunkers zur Chefsache erklärt. Entsprechend geheim fiel auch die Beschlussfassung aus: Das entsprechende Papier fehlt heute in den Unterlagen der Kabinettsprotokolle (nicht aber in den Geheimunterlagen des Bundesinnenministeriums!). Bisher nie gezeigte Dokumente aus dieser Zeit werden im Museum ausgestellt. Sie stehen für den politischen Umgang mit dem Thema "3. Weltkrieg" und dem Bunker der Regierung, die im Kräftemessen des "Kalten Krieges" das deutsche Volk als Pfand vor der Tür zurückgelassen hätte. Das zivile Bunkerbauprogramm, ab 1955 in großem Umfang angekündigt, hat es nie gegeben. Doch aus ihm wurde der kostspielige Bau des Regierungsbunkers bestritten, der im Gegensatz zum Zivilschutzprogramm wesentlich umfangreicher ausfiel, als geplant. Auch das sind Facetten des "Kalten Krieges", die bisher wenig oder gar nicht aufgearbeitet wurden. Insofern hat das Museum inhaltlich und dokumentarisch mehr zu bieten, als nur lange Gänge und Unterkünfte, die aber mit ihrer schlichten, sachlichen Ausstattung einen direkten Spannungsbogen zwischen nüchterner Umsetzung eines emotional aufwühlenden Themas schaffen. Die Technokratie dieses Ortes überzeugt und erschüttert gleichermaßen.

Sure enough Soviel Block secret services were well aware of what was being constructed deep beneath the Ahr Valley hills from a very early stage, encouraged by the secret service of the GDR and its director Markus Wolf in particular. The high level of secrecy was therefore also directed at one’s own forces, which actually resulted in the emergency planning only being drafted by a very limited number of people at the ministries in Bonn, headed by federal chancellor Konrad Adenauer personally who had been informed about every step from the beginning. He and the participating ministries had classed the construction of a government bunker top priority. Correspondingly, this decision was also made in secret. The relevant paper is missing from the records of the cabinet minutes today (but not from the secret records of the Federal Ministry of the Interior!). Previously undisclosed documents dating from this time are on display in the museum. They reflect how politics dealt with the issue of a third world war and a bunker for the government, which would have left the German population outside as hostage in event of escalation. The program for the construction of civil shelters, announced with much publicity in 1955, was never implemented. However, it was used for the expensive construction of the government bunker which, unlike the civil protection scheme, was built in considerably larger scale than initially planned. These are also facets of cold war that were hardly or never reviewed until today. From a documentation perspective and with regard to its content, therefore, the museum has far more to offer than long corridors and accommodations that, with their frugal, clinical interior, create a direct link to the factual realisation of such a highly emotional issue. The technocracy of this site is equally convincing and disturbing.