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9(2) Ausweichsitz der Landesregierung Saarland

Eingang vom Schulhof in das Hochwald-Gymnasiums Wadern. In der komplexen Bunkerwelt von Wadern ging es hier hinab in einen Teil der „geschützten Befehlsstelle“ des Saarlandes. Alles schön „Geheim“, war bis zum Jahreswechsel 2008/2009 nicht bekannt, welche Rolle dem bescheidenen Ort 60 Straßenkilometer nördlich von Saarbrücken im Falle eines neuerlichen Weltkrieges zugekommen wäre.
Abstieg in den verbunkerten und bisher unbekannten Teil des Hochwald-Gymnasiums. Neben der Treppe hängt ein Hinweisschild „zum Werkraum“.
Am Ende des Kellerflures befindet sich noch immer ein Vorratslager für die Notstromerzeugung des ehemaligen Bunkersystems. Alles ein paar Nummern kleiner, kann dieser Notstromdiesel mit anderen Bunkerkollegen zwar nicht mithalten, hätte aber als Stromlieferant für die Bunkerräume rechts neben sich völlig ausgereicht.
Im Hintergrund die geöffnete Tür zum „Öllager“, ging es rechts davon im vorderen Teil des Flures ab in die zwei getrennt liegenden Bunkerteile unter dem Hochwald-Gymnasium.
Unbekanntes Reich. Werkelten an den Bänken im Vordergrund Gymnasiasten an ihren Schülerprojekten, lag dahinter die unbekannte Welt einer atomgeprägten Generation. Bis in den Spätherbst 2008. Fast ein halbes Jahrhundert nach der Planung und immerhin rund 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges haben nun endlich auch Schüler für ihren Geschichts- und Politikunterricht diesen Teil ihres Hauses erobert.
Übersichtsplan zur „Luftschutz-Anlage Realgymnasium Wadern“ aus dem Februar 1968. Als Ergänzungsbau wurde diese Station des Kalten Krieges an den Schulbetrieb angedockt. Das außergewöhnliche Kellerimperium bot auf 102 Quadratmetern 43 Sitz- und 27 Liegeplätze. Wie auch in Rheinland-Pfalz (Aufbau-Gymnasium Alzey) oder in Schleswig-Holstein mit der „Schule am Wald“ griff das Saarland auf den Ausbau einer Schuleinrichtung bei Teilen des Ausweichsitzes zurück. Es bleibt ein makaberes Kapitel des Kalten Krieges, solche Kombinationen aus ziviler Alltagsnutzung und getarnter Zweckbestimmung im Atomkrieg zu wählen. Im unteren Teil ist der Kellerflur von rechts nach links zu sehen, darüber die zwei separaten Bunkerräume, die sogar zwei Notausgänge Richtung Schulhof boten wie auch Sandfilteranlagen unter dem Hauptgebäude.
Dekontaminierung im Zugang. Mit Gummipuffern abgehängter Durchlauferhitzer und Wasserspeicher aus dem Jahr 1967.
 Teil 2 des Dekonabteils mit einem Klo samt schwingungsabsorbierenden Spülbehälter, daneben links der Zugang zu den Unterkünften.
Diesem Teil des Ausweichsitzes des Saarlandes kommt in der bundesweiten Bunkerlandschaft aus der Zeit des Kalten Krieges eine Ausnahmerolle zu. Alles ist bestens in Schuss und toppgepflegt. Während der Kriegssitz des Saarländers Honecker vor sich hinschimmelt und inzwischen wieder dank Betonplombe ganz für sich unter märkischem Sandboden Richtung Zukunft düst, haben diese Bunkerräume einen Zeitenstopp eingelegt. Sie waren nie bekannt, haben sich nun aber der Betreibergeneration über ihren Köpfen geöffnet und spielen im Unterricht eine Rolle. Im Umgang mit der deutschen Nachkriegsgeschichte kommt nun dem Hochwald-Gymnasium eine gesamtdeutsche Ausnahmerolle zu. Die Geschichte einer atomaren Bedrohung zwischen den Blöcken nach Ende des 2. Weltkrieges kann man hier durchlaufen, sie anfassen. Ein versöhnliches Ende unter einer schulischen Einrichtung, die nun ihren oberirdischen Nutzern etwas in Deutschland Einmaliges zu bieten hat.
Sitzmöglichkeiten wie bei der Bahn in längst vergangenen Zeiten, rechts im Hintergrund die Schlafräume, links ein Notausstieg, der nach mehreren Knicks auf dem Schulhof endet – auch heute noch.
Sechs Schlafplätze (von insgesamt 27). Auch hier galt wie in anderen Bunkeranlagen zwischen Nordsee und Alpen: Geschlafen wird im Schichtbetrieb und mehrere Insassen teilen sich ein Bett. Ein Tag- und Nachtrhythmus verlor sich unter der Erde ohnehin sehr schnell.
Eines von mehreren Phänomenen im Saarlandbunker unter dem Hochwald-Gymnasium: Original verpackte Telefonapparate aus der Zeit um 1970, die in den Schlafräumen eingelagert wurden.
Raum der Fernvermittlung und zugleich Sitz des Bunkerkommandanten: Links der Schreibtisch, rechts daneben die riesige Klimaanlage. Ganz rechts (unter der Kunststoffhaube) die Fernschreiber.
Zurückgelassene Unterlagen auf dem Schreibtisch des Fernmeldezentrums.
Übernahmeprotokoll des saarländischen Innenministeriums vom 23. Mai 1972 für die „LS-Anlage“ unter dem „Realgymnasium Wadern“: Ab sofort einsatzbereit für den 3. Weltkrieg.
Letzter Eintrag in einem ungewöhnlichen Tagebuch des Kalten Krieges, dass im Mai 1972 aufgeschlagen wurde. Am 23. November 1993 wird vermerkt: „Reinigung, Anlage war wegen Stromausfall außer Betrieb, Schalter in Hauptverteilung muß auf „Auto“ stehen“. Es war seit drei Jahren die erste Kontrolle im Bunker, der in seinen besten Zeiten wöchentlich kontrolliert und gereinigt wurde.
Auch ein ungewöhnliches Zeitzeugnis: Auf dem Schreibtisch aufgeschlagene „Saarbrücker Zeitung“ mit dem Sportteil vom 13. Juli 1981, der über einen Fabelweltrekord des Briten Sebastian Coe über 1.000 Meter berichtet.
Eingepackte Fernschreiber im Raum der Fernmeldetechnik mit 35 Jahre alten Originalpapierrollen.
Auch wenn die Fernschreibtechnik im Kühlschrankformat überholt wirken mag – der Neuzeit mit ihren Möglichkeiten der Nachrichtentechnik hat sie etwas voraus, denn sie funktioniert auch nach fast 40 Jahren und reichlich Stillstand auf Knopfdruck einwandfrei. Selbst das Stanzen der Lochstreifen funktionierte so, als ob diese Maschine gerade vom Werk ausgeliefert wurde.
Quasi fabrikneu: Fernmeldetechnik der Standard Elektrik Lorenz aus dem Jahr 1963.
Abgänge der Fernmeldeanbindung aus dem Bunker unter dem Hochwald-Gymnasium (zugleich Batterie-Raum mit zweitem Notausgang und Abluftstollen).
Eingang zum zweiten Bunker im System unter Wadern: Ein aufgerüsteter Unterschlupf aus dem Zweiten Weltkrieg, der entgegen aller Bunkerbauerei nach 1945 dank eines verschweißten Stahlkäfigs in der massiven Bunkerhülle sogar gegen den EMP-Effekt einer Atombombe Sicherheit bot, beheimatete die gesamte Übertragungstechnik zum eigentlichen Ausweichsitz des Saarlandes.
Ein Relikt vergessener Zeiten. Rund 1.200 Meter vom Hochwald-Gymnasium entfernt, lag die abgesetzte Vermittlungsstelle des Ausweichsitzes der saarländischen Landesregierung. Heute ist hier die Natur auf dem bestem Wege, die Technik der letzten 70 Jahre zu umgarnen. Der Bunker steht zwar noch immer unter Strom, allein Menschen kommen hier seit Jahren nicht mehr hin.
Bunkerzugang zur Fernmeldetechnik.
Dekontaminierungsbereich, um im Falle einer atomaren Verseuchung alles abzuwaschen.
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