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„Herr Ministerpräsident, es ist Zeit für den Bunker ...“
Sonntag, 13. Juli 2008

Drehbuch (Ost) für die ersten norddeutschen Tage des 3. Weltkrieges

In Zusammenarbeit mit den Vereinen „unter Hamburg“ und „unter Schleswig-Holstein“ ist in Auswertung geheimer Akten aus dem Militärarchiv Warschau und dem Bundesarchiv Koblenz ein komplexes Bild entstanden: Das Szenario der ersten drei Tage des 3. Weltkrieges, wie es die Drehbücher des Warschauer Paktes zeichneten. Kriegsschauplatz ist der norddeutsche Raum zwischen der innerdeutschen und der dänischen Grenze. Im oberen Zipfel Deutschlands lag im kleinen Dorf Lindewitt der Bunker des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. 15 Jahre nach seiner Schließung 1993 stimmte das Innenministerium Schleswig-Holsteins jetzt einer erstmaligen Öffnung für zivile Besucher zu.

„Herr Ministerpräsident, es ist Zeit für den Bunker ...“

 
Lagebericht mit Gottes Segen
Montag, 22. Oktober 2007

"Und action": Vom inquisitorischen Film-Set übers Luxushotel zum Atomkrieg

November 1327. Benediktinermönch Adson als Novize des William von Baskerville setzt seinen Bericht auf über die unglaubliche Mordserie an fünf Mönchen innerhalb weniger Tage. Zu dieser Zeit war bereits im Kloster Marienthal an der Ahr die erste Messe gelesen - und seit fast 200 Jahren verhallt. Wie auch im Rheingauer Kloster Eberbach, das 1136 gegründet wurde.

Lagebericht mit Gottes Segen

 
Lernen und Leeren
Freitag, 12. Oktober 2007

Wenn ein Ausweichsitz auf Reisen geht

Nicht nur die Bundesregierung schuf sich für einen Ernstfall im Kalten Krieg ihre Bunker-Notunterkunft. Auch die Landesregierungen wurden durch den Bund angewiesen, sogenannte "befestigte Befehlsstellen" als Ausweichsitz vorzuhalten, um von hier im Krisenfall weiter regieren zu können. In der Serie "Macht aus der Tiefe" werden einige dieser Bunkeranlagen (unter Exklusiv) vorgestellt. Aktuell die Ausweichsitze des Landes Rheinland-Pfalz - ein Wechselspiel zwischen "Lernen und Leeren". Schuleinrichtungen wurden ausgebaut, dann aber drei Mal wieder verlassen.

Lernen und Leeren

 
Als die Uhren stehen blieben
Montag, 01. Oktober 2007

Nordrhein-Westfalens vergessener Landesbunker

Jede Uhr trägt hier ihre eigene Botschaft vor. In der Stromerzeugung ist es fünf nach acht, im Sendestudio des WDR zehn vor zehn, in der Druckerei 17 vor neun. Ein Mal am Tag gehen alle Uhren im Bunker ganz genau. Es mag ein Trost sein für einen Zeitmesser, der seit 14 Jahren still steht.

Als die Uhren stehen blieben

 
Erfolgreiches COMback
Montag, 24. September 2007

Vom krisengeschüttelten Tagungsort zur IT-Trutzburg

Den Landesbunker Baden-Württemberg gibt es schon lange nicht mehr. Aber eigentlich doch noch. Im Besprechungsbau der Regierenden ragen die Mikrofone von der Decke und lauschen den krisengeschüttelten Aussagen der Vor-Sitzenden, seit einigen Jahrzehnten. Nebenan surrt die Technik von millionenschwerer IT-Technik - inzwischen. Selbst im Dekontaminierungsraum hieß es irgendwann: Dusche raus, Überwachungssystem rein. Im Vokabular der Neuzeit dreht sich hier alles um „Datenbackup“ und „Desaster Recovery“.

Erfolgreiches COMback

 
Artikel aus der "New York Times" vom 27.11.2006 in der wörtlichen Übersetzung
Freitag, 09. Februar 2007

In Weinbergen: Ein deutsches "Dr. Strangelove"-Geheimnis

Von Mark Landler

Bad Neuenahr-Ahrweiler, Deutschland, 23.11. - Am Ende einer Serpentinen-Straße, flankiert von Rotweinbergen, ist eine unscheinbare Tür in den Berg eingelassen. Dahinter liegt einer der geheimnisvollsten Plätze im früheren Westdeutschland: ein riesiger unterirdischer Bunker zum Schutz der Regierung im Falle eines nuklearen Krieges.

Diese Tür ging zuletzt in dieser Woche auf - 9 Jahre, nachdem dieses Relikt dies Kalten Krieges der Geschichte übergeben wurde - als sich die deutsche Regierung zum Projekt entschloss, den Bunker zu einem Museum umzuwandeln.

"Die Menschen waren sehr neugierig, diesen geheimen Ort zu sehen", sagt Florian Mausbach, Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, der das Projekt beaufsichtigt. "Ich war gefangen von diesem idyllischen Panaroma draußen und der albtraum-ähnlichen Atmosphäre drinnen".

Die Einsicht in das dunkle Labyrinth von Tunnels ist wie das Wandern auf dem Set für Dr. Strangelove, lange nach dem die Lichter gelöscht wurden. Radioaktive Dekontaminationsräume befinden sich im Eingangsbereich. Schwarze Signalhörner hängen an den Wänden, bereit, um ein Signal zu senden, das die 25 Tonnen schweren bombensicheren Türen schließen lässt. Schilder, die vor "Lebensgefahr" oder sonstiger Gefahr warnen, sind überall.

Zu Anfang des Jahres 2008 wird es Besuchern möglich sein, einen 656 Fuß langen Tunnel zu begehen, der in den Ursprungszustand restauriert werden wird. Ein zusätzliches Besucherzentrum wird historische Dokumente und Fotos zeigen und vielleicht auch Souvenirs vom Bunker verkaufen - ein westdeutsches Gegenstück zur ostdeutsche  Mauer in Berlin.

"Es sind nicht viele konkrete Relikte des Kalten Krieges mehr vorhanden neben der Mauer", so Präsident Mausbach. "Ich denke, es ist wichtig zu erklären, speziell für junge Leute, worum es im Kalten Krieg ging".

Begonnen im Jahr 1960, ein Jahr bevor die Berliner Mauer gebaut wurde, beliefen sich die Baukosten des Bunkers auf 2,5 Mrd. Dollar. Zu dem Zeitpunkt, als er fertig gestellt wurde im Jahr 1970, gehörten zum Bunker 12 Meilen Tunnel, 936 Schlafzimmer, 897 Büros und fünf kleine Krankenhäuser. Er war aufgeteilt in fünf Sektionen, jede mit ihrer eigenen Strom- und Wasserversorgung.

Er war ausgerichtet, um 3000 Menschen das Überleben zu ermöglichen für die Dauer von 30 Tagen nach einem Angriff. Vermutlich wäre unter diesen auch der Kanzler gewesen, der den Bunker schnell von Bonn, der früheren Hauptstadt Westdeutschland, 18 Meilen entfernt, erreichen konnte.

Umringt von Stacheldraht und versteckt hinter den Weinblättern, war es - mit Entschuldigung zu den schattigen Außenposten der ländlichen Gegend um Washington D.C. herum - der ultimativ "geheimgehaltene Ort".

Trotzdem begannen mit dem Ende des Kalten Krieges die Geheimnisse des Regierungsbunkers bekannt zu werden.

Mitte der 90er Jahre kam der Kanzler Helmut Kohl unter Druck, nachdem seine Minister mehr als 100 Mio. US-Dollar für eine neue Ausstattung des Komplexes mit neuen Möbeln, Feuerschutzausstattung und Kommunikationstechnologie baten. Die Regierung hatte bereits entschieden, die Hauptstadt von Bonn nach Berlin zu verlegen und die Oppositionsführer im Parlament waren entschieden dagegen.

Die laufenden Bunkerkosten beliefen sich auf 14 Mio. US-Dollar im Jahr und benötigten die Arbeit von 180 Angestellten. Aufgrund der Unmöglichkeit, diesen teuren Dinosaurier am Leben zu erhalten, entschied die Regierung im Jahr 1997, den Komplex zu schließen.

Die ersten Überlegungen waren, Vorschläge für den privaten Sektor für eine andere Nutzung zu finden. Die Ideen - ein Vergnügungspark, ein Restaurant, eine Diskothek oder ein Anbauzentrum für Pilze - schienen abstrus. So entschied sich die Regierung für Plan B: Die Inhalte aus dem Tunnel entfernen und ihn für immer zu schließen und ihn so weit wie möglich in seinen natürlichen Zustand zurückzubringen.

Herr Mausbach gab das Signal für den beginn dieser Arbeit in 2001, aber unterbrach diese für einige Wochen nach den terroristischen Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA, während die Regierung überlegte, ob der Bunker nach alledem noch einen Nutzen haben könnte. "Sie entschieden, dass ein großer Bunker nicht passend war für die neue Gefahr des Terrors", sagt er .

Öffentliche Gerüchte über den Bunker gab es, wie auch immer, und Herr Mausbach sagte, er wollte einen Weg finden, um diesen letzten Teil der Geschichte auch der Nachwelt zu erhalten. Den gesamten Komplex zu restaurieren, wäre unmöglich in Hinblick auf die Kosten gewesen. Darum entschied er sich für die Idee einen kleinen Teil zu restaurieren.

In Zusammenarbeit mit einem deutschen historischen Museum in Bonn, dem Haus der Geschichte, entwirft die Regierung eine Ausstellung, die nicht nur die Benutzung des Bunkers im Kalten Krieg, sondern auch die frühere Geschichte dokumentieren wird.

Der Tunnel datiert vor dem ersten Weltkrieg, als er Teil eines Schienennetzes war, dass beabsichtigte, das industrielle Ruhrgebiet mit Frankreich zu verbinden. Währen des zweiten Weltkrieges wandelten die Nazis den Tunnel in eine Waffenfabrik um, und benutzten dazu Sklavenarbeiter vom Konzentrationslager Buchenwald.

"Es gibt kaum einen anderen Komplex, der so perfekt die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts beschreibt", sagte Dr. Jürgen Reiche, Direktor des Hauses der Deutschen Geschichte.

Für die Menschen des Rheintales hat der Bunker weniger eine bedrohende als eine wohltuende Bedeutung.

Paul Groß, technischer Angestellter seit 36 Jahren, erinnert sich an die familiäre Atmosphäre während seiner Tätigkeit im Bunker. Er und seine Mitarbeiter bewegten sich im Tunnel mit Fahrrädern oder kleinen elektrischen Autos. Alle zwei Jahre inszenierte die Regierung  eine Übung im Bunker, zum Schutz von 2.000 Menschen für 14 Tage.

Das Arbeiten an einem geheimen Ort hatte immer noch seinen Preis. Herr Groß, 65, sagte, dass er keine Details vom Bunker, auch nicht mit Familienangehörigen, diskutierte. "Die Menschen wollten immer wissen, wie groß er war, ob die Tunnels bis nach Bonn führten und was wir im Bunker taten", erinnerte er sich. "Wir konnten es nie sagen".

Während den Angestellten Sicherheit im Falle eines nuklearen Angriffs garantiert wurde, galt das Angebot nicht für ihre Familien. Das verursachte einige Qualen für seine Kollegen, sagt Herr Groß, obwohl es ihn speziell nicht betraf, weil er keine nukleare Katastrophe befürchtete.

Als Herr Groß einen Lichtkegel in einen schwarzen, sich unendlich scheinenden Tunnel, blitzen ließ, sagte er, sein einziges Bedauern war, dass die Öffentlichkeit nie mehr als einen Einblick auf seine versteckte Welt werfen würde.

"Die Idee für das Ganze kam ein wenig spät", sagte er. "Es war nicht einfach mit anzusehen, das Dinge, die wir so liebevoll betreut haben, niedergerissen werden".

Zum Originalartikel der New York Times