Historie |
Krieg als Voraussetzung für den Bau eines Bunkers - das ist weder ungewöhnlich noch einmalig in der Geschichte. Ungewöhnlich ist jedoch die Geschichte des "Ausweichsitzes der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland", der von 1960 bis 1972 im Ahrtal bei Bad Neuenahr-Ahrweiler rund 30 Kilometer entfernt von der damaligen Bundeshauptstadt Bonn entstand. War as a prerequisite for the construction of a bunker – nothing special in history. The history of the “Emergency Seat of the Government Seat of the Federal Constitutional Organs of Germany” built between 1960 and 1972 in the Ahr Valley about 30 km near to the pre-unification capital Bonn, however, is quite unique. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 ist indirekt die Geburtsstunde des späteren Regierungsbunkers. Für die deutsche Außen- und Militärpolitik stand fest: Der Feind sitzt im Westen. Aus strategischen Überlegungen wurde im Rahmen des Schlieffenplanes der Bau einer Eisenbahnstrecke konzipiert, die das rheinische Industriegebiet auf direktem Wege mit dem um das französische, von Deutschen besetzte, Lothringen verbinden sollte. The Franco-German War from 1870-1871 marked the unofficial birth of the later government bunker. According to German foreign and military policy the enemy was in the west. Strategic planning therefore required the construction of a railway line that would connect the industrial regions of the Rhineland directly with the Lorraine region in France.
Der Bau der Ahrtalbahn war geprägt von den technischen Möglichkeiten der Züge, die hier später rollen sollten. Selbst schwer beladene Güterzügen mussten schnell und sicher die bergige Eifel passieren. Dabei durften die Lokomotiven nicht an ihre Leistungsgrenzen stoßen. Für die Trasse hieß das in weiten Teilen: Begrenzung der Streckensteigung auf 1 % und Kurvenradien von 300 Metern. Nur durch zahlreiche Brücken und Tunnel konnte das sichergestellt werden. Mit dem Bau wurde im Winter 1913/1914 begonnen. The construction of the Ahr Valley railway line was characterized by the technical abilities of the trains that were to be used here. Even freight trains loaded with heavy artillery would have to travel quickly through the mountainous Eifel region without reaching the maximum capacity of the locomotives. This meant that the steepest incline of the line would have to be limited to 1% and curve radii must not be smaller than 300 m. This was only possible by constructing several bridges and tunnels. Doch der erste Weltkrieg war schneller als die Bauarbeiter an der Eisenbahnstrecke. Diese wurde bis Kriegsende nicht fertig gestellt und ist damit eine von zwei größeren Strecken des Schlieffenplans, die nicht in Betrieb gingen. Noch bis Anfang der 30er Jahre wurden die Arbeiten unter französischer Besatzung in geringem Umfang fortgesetzt, ein Zug hat jedoch hier die Eifel nie passiert. Ein Umstand, der diesem ehrgeizigen Projekt den Namen "Unvollendete" bescherte. However, World War I arrived faster than construction of the line could be completed. It was therefore never finished and remained one of the two lines of the “Schleiffen” plans that were never entered into operation, although minor construction work continued until the early 1930s. This ambitious project was therefore referred to as “the uncompleted” (Die Unvollendete). Friedlich war das Tunnelleben in den 30er Jahren, auch wenn "der Feind im Westen" wieder eine Rolle spielte: Um sich von der französischen Champignon-Produktion unabhängig zu machen, wurden Pilze unter den Weinbergen angebaut. Life in the tunnels was peaceful in the 1930s even though the “enemy was in the west” again. Mushrooms were farmed inside the tunnels below the vineries to gain independence from French fungi farmers. Up to 60 tonnes apparently were harvested each season. Und wieder war es ein Krieg, in dessen Verlauf man sich des ehemaligen Tunnelsystems zwischen Dernau, Marienthal und Ahrweiler entsann. Die Raketenversuchsanstalt Peenemünde richtete gegen Kriegsende eine Zweigstelle im Tunnel ein. Hier war man sicher vor Luftangriffen. Ab 1944 begann man mit der unterirdischen Produktion mobiler Abschussrampen für die V-Waffen, die u.a. KZ-Häftlinge durchführen mussten. Für deren Internierung wurde ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald errichtet - zuerst in Marienthal, dann in Dernau. Then again it was war that brought action back into the tunnel complex between Dernau, Marienthal and Ahrweiler. Near the end of the war the rocket research centre of Peenemünde set up a production facility here as it was safe from air raids. In 1944 underground construction of mobile launch pads for the V-weapons commenced which was partially carried out by concentration camp labourers. In den letzten Kriegswochen nutzten auch Bewohner der umliegenden Dörfer Tunnelabschnitte als Zufluchtsort vor Fliegerangriffen der Alliierten. Zeitzeuge Walter Mies aus Ahrweiler erinnert sich: "Während eines Angriffes bin ich versehentlich in einen Abschnitt gelaufen, in dem die Waffenproduktion untergebracht war. Der wachhabende SS-Mann hat mit Nachdruck dafür gesorgt, dass mir dieser Fehler nicht noch einmal unterlief. Es hagelte Prügel, die ich bis heute nicht vergessen habe." Im Dezember 1944 wurde die Waffenproduktion eingestellt. During the final weeks of the war, citizens of the nearby villages also used the tunnels as make-shift shelters from allied air attacks. Living witness Walter Mies remembers, "During an attack I accidentally ran into the section where construction of the weapons was in progress. The duty SS officer made sure I never made this mistake again by clobbering me so badly I never forgot it until this day.” Production of the weapons ceased in December 1944. Nach 1945 sollen die Tunnel - wie alle kriegsrelevanten deutschen Bauwerke, die sich im Verlaufe des 2. Weltkrieges hervorgetan haben - für eine weitere Verwendung unbrauchbar gemacht werden. Nicht nur die Zugänge bleiben nach dem äußerst explosiven Auftritt französischer Experten und deutscher Helfer verschüttet zurück, auch der Innenteil geht im Abstand von 200 Metern in die Luft. Das vorläufige Aus für den Durchgangsverkehr zwischen Rech (Herrenbergtunnel) im Westen und dem östlichsten von fünf Tunnel unter dem Silberberg bei Ahrweiler. After 1945 the tunnels were to be made unusable just like all other war-relevant buildings that had emerged during World War II. French explosives experts blasted the tunnel portals and sections every 200m. This was the preliminary end to any through traffic. Doch bereits 1951 plant das Bundesinnenministerium Großes für den kleinen Ort Marienthal an der Ahr. "Zivile Ordnungsdienste" sollen hierher verlegt werden. Namentlich sind es der Bundesgrenzschutz (BGS) und das Technische Hilfswerk (THW). 1953 wird in Teilen des Klosterkomplexes, zuvor schon Unterkunft für die Leitung der Waffenschmiede, die THW-Bundesschule eröffnet. Im rückwärtigen Tal entsteht der Übungsplatz für die THW´ler. Sogar die gesprengten Tunnelzugänge erfüllen wieder eine Aufgabe: Sie sind für ganz unterschiedliche Zwecke Übungsplatz - und werden nebenbei geräumt. The recently founded Technical Relief Association took charge of the section that linked both tunnel sections at Marienthal from 1953 onwards. They set up their national training camp at the monastery, which had previously already been the domicile of the management of an arms forge. An exercise ground was set up in the valley and even found for the demolished tunnel portals were put to use for different exercises and even cleared out during the process. Der "Kalte Krieg" kommtCold War arrivesDer nächste Krieg, der sich in den Tunneln "Kuxberg" und "Trotzenberg" der Ahrtalbahn abspielt, ist "kalt". Bereits Mitte der 50er Jahre sucht die Bonner Regierung im Sinne einer Aufrechterhaltung ihrer Einsatzbereitschaft im Kriegsfall nach geeigneten Schutzmöglichkeiten. Die Suche dauert Jahre. Zahlreiche Planungen werden verworfen. Die Spuren in den Landkarten in und um Bonn sind nicht zuletzt von den militärischen Erwägungen eines Kriegsszenarios und den sich weiter entwickelnden Waffen geprägt. The next war to take place in the tunnels below the “Kuxberg” and “Trotzenberg” was to be cold. Already in the 1950’s the government in Bonn had been searching for suitable shelters in order to maintain its ability to govern in the event of war. The search lasted for years and several plans were discarded. Traces in the maps of the area surrounding Bonn is characterized by military plans of war scenarios and advanced weapons. Die ersten Überlegungen sahen eine zentrale Schutzeinrichtung in der Bonner Innenstadt vor, in der die Masse der Ministerien vertreten sein sollte. Anschließend favorisierte die Planung eine dezentrale Lösung, deren Orte größtenteils in der Eifel lagen, darunter auch der provisorische Ausweichsitz der Regierung mit Zentrum in Mayen. Initial plans included centralized shelters where most of the ministries would have been represented. Then decentralized solutions were preferred which were located mainly in the Eifel and Hunsrück mountain regions, including the provisional seat of the government. Anfang 1955 formiert sich die Gruppe, die schließlich eine Aufgabe als Arbeitsschwerpunkt hat: Die Planung und Erstellung DES Regierungsbunkers, intern als permanente Befehlsstelle tituliert. Federführend ist das Bundesinnenministerium. Unter strengster Geheimhaltung nimmt die Gruppe ihre Arbeit auf, nicht zuletzt geprägt durch die Auflagen an das junge NATO-Mitglied Bundesrepublik Deutschland. Ein "befestigter Kriegssitz" ist nun Pflicht. Es wird ein halbes Jahrhundert dauern, bis erste Informationen über dieses erste Kapitel eines großen Aktes Bunkergeschichte durchsickern. Das schließt auch Fragen der Finanzierung, politischer Schachzüge und Intrigen, persönlicher Schicksale, die Frage nach dem Machbaren und Notwendigen ein. Der Bunker ist ein besonderer Teil deutscher Geschichte, bevor es ihn überhaupt gibt. In early 1955 a group was formed who’s main task was to plan and build THE government bunker which was referred to internally as the “permanent command post”. Work commenced in strict secrecy. The circle of people was small and limited to only one person per ministry involved. It was to be another 50 years before the first information on this chapter of bunker history would leak into the public realm. This also includes issues of finance, political tactics and intrigues, personal fate and questions of what was possible or actually necessary. The bunker was a special part of German history even before it had been built. Die Vorbereitungen reichen in eine Reihe wichtiger politischer Entscheidungen Mitte und Ende der 50er Jahre hinein.Preparations reach back to several important political decisions of the mid- and late-1950s.
Die "heiße" Phase erfasst das Ahrtal ab 1958. Die Entscheidung, den nächsten Weltkrieg aus dem ehemaligen Eisenbahntunnel mitzugestalten, ist gefallen. Es wird berechnet: Kosten, Umfang der Ausbauarbeiten, die Bauzeit. 1959 beginnt die Trümmerräumung. The “hot” phase reached the Ahr Valley in 1958. The decision to co-direct the next world war from inside the disused railway tunnels had been reached. Costs, scope of construction work and time required were already being calculated. Clearing of the rubble commenced in 1959. 1960 sollen die Bauarbeiten des "Ausweichsitzes der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland" beginnen - so die vollständige offizielle Bezeichnung am Ende der Dienstzeit. Gestartet wird das Projekt allerdings unter dem Tarnnamen "Ausbau Anlagen des THW". In 1960 the construction of the “Emergency Seat of the Constitutional Organs of the Federal Republic of Germany” (the official title after its completion) began. During this phase, however, the project was referred to as “extension of the facilities of the technical relief association” and was even used as such in correspondence between ministries, although they really ought to have known better. Doch der Startschuss verhallt in abwartender Ruhe. Aus verschiedenen Gründen verschiebt Bonn den Bunkerbau. Ein Punkt: Bietet das Gebirge mit seiner Überdeckung von maximal 100 Metern im Falle eines modernen Atomkrieges ausreichend Schutz? Fast zwei Jahre dauern diese Überlegungen, für die als Gutachter sogar Fachleute aus Schweden und Norwegen angesprochen werden. Das Problem: Die NATO-Auflagen verlangen nach 200 Metern Mindestüberdeckung für solcherlei Regierungsbauten. Doch die gibt es für die ausgesuchten Tunnelbauten nicht. Wie auch die Gesteinsqualität zu wünschen übrig lässt. Nicht massiver Granit stellt das Deckgebirge, sondern brüchiger Schiefer. Allein - es gibt keine Alternative zu dem Tunnelsystem 2. Wahl. Schließlich geht alles sehr schnell. Nach dem "OK" aus der Bundeshauptstadt im Spätherbst 1961 müssen in nur wenigen Wochen die Baufirmen gesucht werden, die Pläne erstellt. Der Zeitdruck ist plötzlich so groß, dass man sogar gegen gültige Ausschreibungsrichtlinien verstößt. Selbst der benötigte Grund und Boden ist größtenteils noch gar nicht in Besitz des Bundes. Der Bundesverteidigungsrat mit Kanzler Konrad Adenauer an der Spitze fällt eine wichtige Entscheidung: Zunächst wird nur der Oststollen unter dem Kuxberg ausgebaut. Wenige Tage vor Weihnachten 1961 wird die Arge "Max" für den Ausbau des Osttunnels benannt: Philipp Holzmann AG, Frankfurt/Main, Bauboag, Düsseldorf, E. Heitkamp GmbH., Wanne-Eickel, Kunz & Co., München, Strabag Bau AG, Köln Deutz, Polensky & Zöllner, Köln-Bayenthal, Peter Bauwens Bauunternehmen, Köln, Sänger & Leuninger KG, Baden-Baden, Siemens Bau Union GmbH., München, Schachtbau Thyssen GmbH., Mülheim/Ruhr, Wayes & Freytag KG., Frankfurt/Main, Sager & Woerner, München, AHI Bau, Düsseldorf, Beton- und Monierbau AG, Düsseldorf, Gebhardt & Koenig Schachtbau Gmbh., Essen, Artur Simon, Köln Deutz, Grün & Bilfinger AG, Mannheim, HochTief, Essen sowie einer Reihe kleinerer Betriebe als Subunternehmen. The construction of the eastern section (Kuxberg tunnel) was tendered under the name of ARGE Max. On 1 January 1960 construction work began by installing a site management comprised of the Deutsche Societät Beratender Ingenieure (German Society of Consulting Engineers [DSBI]) from Essen and Cologne, and the Federal Directorate of Construction, Berlin, with its Bonn office. ARGE was a joint venture of the following companies: Philipp Holzmann AG, Frankfurt/Main, Bauboag, Dusseldorf, E. Heitkamp GmbH., Wanne-Eickel, Kunz & Co., Munich, Strabag Bau AG, Cologne-Deutz, Polensky & Zöllner, Cologne-Bayenthal, Peter Bauwens Bauunternehmen, Cologne, Sänger & Leuninger KG, Baden-Baden, Siemens Bau Union GmbH., Munich, Schachtbau Thyssen GmbH., Mulheim/Ruhr, Wayes & Freytag KG., Frankfurt/Main, Sager & Woerner, Munich, AHI Bau, Dusseldorf, Beton- und Monierbau AG, Dusseldorf, Gebhardt & Koenig Schachtbau Gmbh., Essen, Artur Simon, Cologne-Deutz, Grün & Bilfinger AG, Mannheim, HochTief, Essen as well as several subcontractors. Stellvertretender Bauleiter der Großbaustelle wird Herbert Hennig, der bereits ab 1958 an der Bestandsaufnahme des Tunnelsystems arbeitet. "In der Planungsphase des Regierungsbunkers firmierte das streng geheime Projekt unter dem unverdächtigen Decknamen "Anlagen des THW", denn im ehemaligen Kloster Marienthal war ja auch die THW-Bundesschule untergebracht. Zu deren Übungsbereich gehörten damals die beiden funktionslosen Eisenbahntunnel, die nach Ende des 2. Weltkrieges durch Alliierte an insgesamt 10 Stellen im Innenteil und den Tunnelmündern gesprengt wurden. Es kursierten Gerüchte, wonach die Sprengungen infolge übermäßigen Rotweinkonsums der Sprengkommandos nur unzureichend gelungen waren. Dies bewahrheitete sich bei der Bestandsaufnahme im Jahr 1958. In beiden Tunnels waren außer zahllosen Kontrollen der Einhaltung des Regelprofils (alte Reichsbahn-Maße) sämtlich Besonderheiten einzumessen, wie Streckengeher-Nischen, Tropfstellen, Risse, ehemalige Maschinenfundamente und - an allen Sprengstellen - die geologischen Gegebenheiten der Felsformation. Im Jahr 1959 erfolgte dann die Sanierung der lädierten Auskleidungen der Tunnelanlagen, anschließend wurden die Ausschreibungen für den Bau und Ausbau getätigt. Natürlich galten in allen Bereichen, die mit dem Bau des Bunkers zusammen hingen für alles Wissen und Tun strengste Geheimhaltungsvorschriften und besondere Verhaltensweisen. So wurde beispielsweise für die Ausarbeitung der Rohbau-Blanketten ein externes Büro in Köln angemietet, denn jeglicher Kollegen-Kontakt sollte während der Arbeit unterbleiben. Es ging soweit, dass man kaum selbst wissen durfte, womit man es zu tun hatte. Natürlich blieben auch Familie und Freundeskreis von jeglicher einschlägigen Information "verschont". So wurde der kleine Winzerort Marienthal zum zweiten mal im 20. Jahrhundert Zentrum einer Großbaustelle. Und das mit allen zwangsläufigen Begleiterscheinungen: Materialanlieferungen im großen Stil, Erdbewegungen, Lagerung von Baumaterial, Einsatz von vielen hundert Arbeitern. Eine Material-Schwebebahn zwischen dem provisorischen Bahnanschluss Marienthal und dem zentralen Mischplatz sowie provisorische Baustraßen milderten diese "Nebenwirkungen" nur zum Teil. Anfang November 1959 standen die beauftragten Rohbau-Unternehmen für die östliche Hälfte der insgesamt 19 Kilometer langen Gesamtanlage fest. Zur etwaigen Beweissicherung in Streitfällen bei der Abnahme und Abrechnung der Bauleistungen hatte die Oberbauleitung den Auftrag, den gesamten Bauablauf fotografisch zu dokumentieren. Diese Aufgabe wurde ausschließlich mir übertragen. So entstanden im Laufe der Jahre mit versiegelter Kamera unter Beobachtung durch das Bundeskriminalamt mehr als 2000 Fotos, die inzwischen in irgendeinem amtlichen Archiv lagern." (Auszug aus dem Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2004, Seite 221 - 225; der Autor Herbert Henning war stellvertretender Oberbauleiter des Bunkerbaus. Er verstarb 2003) Herbert Hennig was appointed deputy construction manager and had been surveying the tunnel from as early as 1958. "During the planning phase of the bunker it was referred to using the unsuspicious code name Anlagen des THW (Facilities of the Technical Relief Association) since the national training school of the THW also resided at the Marienthal monastery. At the time, the two disused railway tunnels, demolished by the Allies at 10 different locations inside as well as the portals after World War II, also had been part of their training facilities. There had been rumours, however, that the demolition carried out by explosives teams had not been very efficient resulting from their heavy consumption of red wine. This was found to be true in 1958. Inside the tunnels all peculiarities had to be surveyed in addition to the old profile (old German railway standards). Such included niches for track workers, water inflow, cracks, former machine foundations and the geological condition of the mountain at all demolished parts. Then, in 1959, the damaged inner linings of the tunnels were refurbished and construction work was tendered. Of course all activities and knowledge involving the construction of the bunker were strictly confidential and required special conduct. For instance, an external office in Cologne was rented specially for preparing the structural side strips to avoid any type of contact between colleagues. This even went so far that people didn’t know what they were actually dealing with. Of course, families and friends hadn’t to be “bothered” with any substantial information. The tiny vinery village of Marienthal therefore once again was at the heart of a massive construction site for the second time in the 20th century, including all necessary side-effects: large-scale deliveries of construction materials, earth movement, storage of materials and deployment of several hundred workers. Even an aerial cable lift was installed between the temporary railway siding at Marienthal and the central mixing site as well as temporary construction roads that only partially relieved such side effects. By November 1959 all companies to be awarded contracts for the construction of the eastern part of the 19 km of tunnels of the entire system had been chosen. To ensure proof for possible disputes at handover and settlement of the construction work senior construction management was ordered to document the entire course of the construction with photographs. I was appointed for this task. More then 2000 photos were taken with a sealed camera under close surveillance by the federal criminal investigation office, which now probably are stored in some official archive.” (Taken from the Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2004, pages 221 – 225. Author Herbert Henning was deputy senior construction director of the bunker construction. He died in 2003) Im östlichen Teil des Bunkers unter dem "Kuxberg" entstehen die beiden Abschnitte Ost/West und Ost/Ost unterteilt ist. Hier liegt unter anderem der 125 qm große Kabinettsaal. Es wird später der höchste Raum der Anlage sein. Der Hintergrund: Die Minister sollen ihre Entscheidungen ohne das Gefühl von räumlicher Enge treffen können. Zeitzeuge August Kind, der als Sprengmeister für das Unternehmen "Fröhlich und Klüpfel" am Bau der Anlage mitarbeitete, erinnert sich: "Die ersten Sprengungen im Außenteil der Anlage gingen nur langsam voran. Die Maschinen kamen nicht mit der Beseitigung des Abraums nach. Später wurden mehr Maschinen eingesetzt und wir konnten mehrere Sprengungen pro Tag vornehmen. Das Tempo war hoch und wir lagen über Plan." Die Bauzeit endet nach dem Start im Januar 1962 nach drei Jahren 1965. Übergabe des ersten Teils ist im Herbst 1965. The two sections East/West and East/East were built beneath the “Kuxberg”. This is where the 125m²-large plenary room was located for decisions of the 22-member emergency parliament. It was to become the room of the complex with the highest ceiling. The reason being that decisions were to be reached without feeling confined in space. Witness August Kind, who worked as a shot firer for the company Fröhlich und Klüpfel and had been involved in the construction of the facility, remembers: "Progress of the blasting at the outside section of the complex was slow. The machines couldn’t clear the rubble quickly enough. More machines were used later and we were able to blast once per day. Progress was fast and we were ahead of schedule." Construction was completed after five years in 1965. The first section was handed over in spring 1965. Der Bau des Abschnittes West unter dem Trotzenberg beginnt 1964 und endet 1970. Der rund 1,5 Kilometer lange Hauptstollen wurde ebenfalls um zahlreiche Seitenstollen und Fluchttunnel sowie Versorgungsschächte erweitert, die zum überwiegenden Teil nach Norden und damit in den Berg "hinein" gebaut werden. Grund für diese Entscheidung ist nicht zuletzt die kritische Schichtung des Schiefers inklusive einiger Störformationen, die beim Bau zu erheblichen Problemen führten. Dieser Bunkerteil ist in die Teile West/West, West/Mitte und West/Ost unterteilt. Entgegen aller Hinweise der beratenden Spezialingenieure wird als letzter Abschnitt der als unsicher geltende westlichste Teil West/West als unterirdische Kaserne für 400 Soldaten ausgebaut. Construction of the western section below the Trotzenberg commenced in 1964 and ended in 1970 (initially 18 months had been planned for tendering and installation of the construction site, 36 months for construction and 6 months for follow-up work). Numerous side and escape tunnels as well as access shafts were built in addition to the 1.5 kilometres of tunnel and were mainly driven northward “into” the mountain. This was decided due to the critical stratification of the slate stone, including some residual formations, which resulted in considerable problems during construction. This section of the bunker was partitioned into parts West/West, West/Mitte [Centre] and West/Ost. Against the advice of specialist consulting engineers the western section had also been completed where 400 soldiers would have been stationed. Die Gesamtlänge aller Bunkerbereiche erstreckt sich schließlich auf 17.336 Meter Länge. Da bei den Untertagearbeiten auch etliche Stollen und Schächte angelegt wurden, die später wieder verfüllt werden und die zuständigen Unternehmen die erbrachten Leistungen nach Kubikmeter Abraum abrechnen, gibt es zwei Berechnungen der Anlage: Eine der Baufirmen mit knapp 19 Kilometern und die zweite, schließlich nutzbare - immerhin fast zwei Kilometer kürzere. The total length of all bunker sections is just slightly less than 18km. There are two calculations of the total length as some tunnels were built during construction and filled again later. One company measured just about 19 km while the second, more relevant one amounted to a kilometre less. Exakt werden 936 Schlafräume und 897 Büros errichtet.936 dormitories and 897officesIn die Bauphase fallen mehrere tödliche Unfälle. Doch auch hier gilt Geheimhaltung: An einem Ort, den es offiziell nicht gibt, kann man auch nicht sterben. So werden die Familien nicht über die Todesumstände informiert und kennen Jahrzehntelang weder Grund noch Ort oder Auftrag dieses Kapitels, der für alle Angehörigen einen schweren Schicksalsschlag darstellt. Das System aus Aufgabe und Geheimhaltung ist so perfekt, dass auch die Bauarbeiter nach Möglichkeit gar nicht wissen sollen, woran sie da täglich werkeln. Several accidents involving death occurred while construction was in progress, but even this was kept secret. How were you to die at a place that didn’t officially exist? Families were therefore not informed about the circumstances of a death and were unaware of both reason and place for decades, which was very difficult to handle for all relatives. The system of duty and secrecy was so perfect that even the builders weren’t to know what they actually were building each day. Einer der Arbeiter ist der Vater von Monika Stelz, der als Bergmann tätig war. "Mit der Nachricht vom Tod unseres Vaters wurden auch seine persönlichen Sachen gebracht. Was genau passierte, wurde mit Hinweis auf die Geheimhaltung nicht mitgeteilt. Nach ein paar Tagen kamen plötzlich Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes und durchsuchten die Arbeitskleidung, die man uns zuvor überlassen hatte. Sie waren auf der Suche nach einem Bauplan für einen Abschnitt der Anlage, den sie schließlich auch fanden und mitnahmen. Bis zum heutigen Tag kennen wir die genauen Umstände des Todes nicht." Auch dem Wunsch der Familie, einmal die Anlage zu besichtigen, wird nicht nachgekommen - selbst nach der Außerdienststellung. Schließlich begleitet Monika Stelz das TV-Team der Handwerkskammer Koblenz bei einem Drehtermin zum Jahresende 2004 und kommt so nach über 40 Jahren an den Ort, der einen traurigen Teil der Familiengeschichte schrieb. Bei ihrem Besuch trifft sie mit ehemaligen technischen Mitarbeitern zusammen, die an diesem Tag in der zurückgebauten Anlage fotografiert werden. Sie helfen mit Informationen weiter. Mit der Freigabe geheimer Akten der Bundesregierung durch das Bundesarchiv, Koblenz, im November 2005 erhält die Familie erstmals Einsicht zu Informationen, die das Unglück präzise beschreiben. The father of Monika Stelz was one of the workers who were members of a blasting team. "They also brought his personal belongings when they informed us of his death. The place of his death was not named with reference to secrecy. A few days later members of the federal criminal investigation office arrived and searched his work clothing, which had previously been handed over to us. They were looking for a blueprint of a section of the facility, which they eventually found and took with them. Until this day we don’t know the true circumstances of his death." The family’s request to visit the complex was also denied, even after decommissioning. Eventually Monika Stelz accompanied the TV crew of the Koblenz Chamber of Crafts to a shooting in late 2004 and thereby finally arrived at the site where said family history had been written after 40 years. During her visit she met former technical staff who were having their photos taken inside the dismantled facility that day who helped by giving information. Viele der Arbeiter aus der Bauphase arbeiten auch später im Bunker, wie Karl-Heinz Knebel oder Paul Groß, der als technischer Leiter bis zur endgültigen Schließung 2006 in der Anlage beschäftigt ist. Er ist einer der wenigen Menschen, die die Anlage in den drei Abschnitten Bau, Betrieb und Rückbau miterleben konnten. Paul Groß kommt das eigenwillige Privileg zu, als letzter Mitarbeiter den Rückbau des Bunkers vollständig zu begleiten. Im Frühjahr 2006 geht er nach 36 Bunker-Jahren als letzter "Marienthaler" in Pension. Many workers from the construction phase later also worked at the bunker, like Karl-Heinz Knebel or Paul Groß, who worked at the complex as technical director until it finally closed in 2006. He is one of few people to experience the three phases of the facility: construction, operation and deconstruction. Paul Groß had the unique privilege of accompanying full deconstruction of the complex as its last technical employee. After 35 years at the bunker he retired in spring 2006. Was die gründlichen Rückbauarbeiten zwischen 2001 und 2006 überlebt, ist nach einer wechselvollen Geschichte ein Teil der Anlage am östlichen Ausgang. Es bleiben 200 Meter von den Baumaschinen verschont und im Originalzustand erhalten. Hier soll ein Museum den Kalten Krieg auch für nachfolgende Generationen erlebbar machen. Only a small section at the eastern entrance has survived the thorough deconstruction lasting from 2001 – 2006 (costing approx. €16 million according to the Federal Government; €30 million initially had been estimated). A museum of cold war documentation site is currently being built here (estimated costs: €2.5 million). Doch das Museumskonzept wackelt, schließlich kippt es, denn die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sagt als künftiger Betreiber ab. Auf der Suche nach einem neuen Träger spricht der Bund den Heimatverein "Alt-Ahrweiler" an - der sagt zu. Einer der markantesten Orte bundesdeutscher Geschichte wird so einem örtlichen Heimatverein mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern übertragen ... Im Bunker richtet der Bund für 2,5 Mio. Euro ein Museum ein - nicht ganz original, aber der Ostteil ist umbaugeprüft. Bereits in der Bauzeit vor mehr als 40 Jahren wurde in diesem ersten Bauabschnitt nachgebessert und geändert. Dort, wo einst das "kafkaeske System" - wie es einst im "Spiegel" durch Autor Michael Preute benannt wurde - begann, endet es nun wieder. Not quite the original as the eastern part already actually had been redesigned once before. This section already had been improved and altered 40 years ago during the first construction phase. The “Kafkaeske System”, as it once was titled in Spiegel magazine, now ends where it once began. Die Museums-Verträge wurden am 20. Oktober 2005 unterschrieben. Am 22. November 2006 fand der Spatenstich statt. Ein Ereignis, das den zwischenzeitlich vergessenen Bunker wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückte. Zum Jahreswechsel 2007 reichen sich Fernsehteams aus aller Welt die Bunkerklinke in die Hand. Bundesweit fand die Idee für das Museum in den Medien Niederschlag, und sogar die New York Times widmete eine Story dem Bauwerk unter den Weinbergen. The agreements were signed on 20 October 2005 and the groundbreaking ceremony was held on 22 November 2006. An event that brought the bunker back into public interest after it had been forgotten in the meantime. Since 2007 TV crews have been visiting the museum. The idea to build a museum was mentioned in media across Germany and even the New York Times published an article on the bunker once located under the vineries. Der vorläufig letzte Akt einer langen Bunkergeschichte, für die nicht ganz der Vorhang gefallen ist. Die vielen Kapitel hinter den Kulissen bleiben das, was sie immer waren: Publikumsscheu und geheimnisvoll. For the time being this is the last act in the long history of the bunker – but it still hasn’t come to an end. The many chapters behind the scenes remain as they always have been: shy from the public eye and top secret.
Um so erfreulicher ist der starke Publikumszuspruch der am 1. März 2008 feierlich eröffneten "Dokumentationsstätte Regierungsbunker". Aus aller Welt kommen Menschen, um in dieses Reich des Kalten Krieges einzutachen, darunter auch viele Schülergruppen. Monatlich zählt die Dokumentationsstätte fast 10.000 Besucher, am Ende des 1. Museumsjahres sind es 72.000. Mit ihrem Eintrittsgeld sichern sie die museale Zukunft, denn auf finanzielle Unterstützung durch Land oder Bund kann die "Dokumentationsstätte Regierungsbunker" bisher nicht zurückgreifen.
Einer dieser Besucher ist am 17. November 2008 Bundespräsident Horst Köhler, die sich zusammen mit Ehefrau Eva Luise Köhler und dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck vor Ort über die Geschichte des Regierungsbunkers, das Museum wie auch die Arbeit des Trägers informiert. (Stand 27.12.2008) |