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Sonntag, 01. März 2009

„Eifel-Bunker-Tour“: Dokumentationsstätte und Ausweichsitz Nordrhein-Westfalen schicken Besucher auf Zeitreise 

Bunkerzugang mit James Bond-Klischee: Getarnter Eingang in den nordrhein-westfälischen Ausweichsitz, der erstmals am 29.3. geöffnet ist.

Mit der „Eifel-Bunker-Tour“ bieten die Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Ausweichsitz der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Urft in Zusammenarbeit mit Ahrtal-Tourismus eine exklusive Zeitreise durch den Kalten Krieg. Ein Angebot am 29.3., 5.4. und 12.4., das nach wenigen Tagen ausgebucht ist (Wartelisten sind eingerichtet). Es führt für vier Stunden durch die Atombunker von Bund und Land, die im Ernstfall „Ersatzregierungssitz“ gewesen wären und aus denen das Szenario „3. Weltkrieg“ gelenkt und geleitet werden sollte.

Ein bundesweit einmaliges Angebot, das an jedem der drei Sonntage der „Eifel-Bunker-Tour“ jeweils 45 Besuchern offen steht. Damit öffnet der Ausweichsitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung, der 1993 in seiner Zweckbestimmung durch das Land aufgegeben und verkauft wurde, erstmals für die Öffentlichkeit sein Garagentor: James Bond lässt grüßen, denn tatsächlich liegt der getarnte Eingang zu dem geheimen Bunkerbauwerk in einer „zivilen“ Doppelgarage und erfüllt so vom ersten Schritt an Geheimdienstklischees.

Bunker hell erleuchtet. Der Ausweichsitz des Landes Nordrhein-Westfalen wurde 1993 „entwidmet“, jedoch weder abgerissen noch leer geräumt. Ihm kommt deshalb heute bundesweit eine Ausnahmerolle zu.

Für die Besucher der Einstieg in eine faszinierende Bunkerwelt, die weitestgehend noch immer so eingerichtet ist, wie sie die Regierung um den Ministerpräsidenten aus Düsseldorf im Kriegsfall aufgenommen hätte. Selbst die Ersatz-Zahnbürsten stehen noch im Schrank des Ausweichsitzes, im Rundfunkstudio liegen noch immer die Magnetbänder der 60er Jahre mit einem Unterhaltungsprogramm für den 3. Weltkrieg abspielbereit in der Technik und werden im Rahmen der „Eifel-Bunker-Tour“ erzählen, welche Musik das Untergangsszenario in diesem Teil Deutschlands begleitet hätte.

„Wir haben die Anlage 1993 erworben und in ihrem Zustand belassen, ohne das wir damals wussten, was damit einmal geschehen sollte“, erzählt Eigentümer Dr. Claus Röhling, der seit Jahren in Kontakt mit den Organisatoren der Dokumentationsstätte Regierungsbunker, Bad Neuenahr-Ahrweiler, steht. Mit der Eröffnung der Dokumentationsstätte im Ahrtal Anfang März 2008 und dem starken Interesse der Öffentlichkeit – im ersten Jahr besuchten über 70.000 Besucher aus aller Welt dieses bundesweit einmalige Zeitzeugnis des Kalten Krieges – reifte der Gedanke, mit der Bunkeranlage in Urft (bei Kall, rund 30 km südwestlich von Euskirchen) einen ähnlichen, musealen Ansatz zu verfolgen.

Unterhaltungsprogramm für den 3. Weltkrieg. Der WDR sollte von hier die Bevölkerung mit Informationen versorgen, aber auch mit leichter Musik und Radioreportagen – über das Leben vor dem atomaren Supergau.

Nun ist im Bunker alles bereit, die ersten zivilen Besucher zu empfangen. Wie groß das Interesse daran ist, macht die Ausbuchung der "Eifel-Bunker-Tour" nach nur wenigen Tagen deutlich. Mit drei Etagen, eingerichtet im Charme der sechziger Jahren und in technischer und wohnlicher Einrichtung auf die Kernaufgabe reduziert, ist die Anlage von ihrer Größe und auch dem bauphysikalischen Ansatz zwar kaum mit dem Regierungsbunker zu vergleichen. Was sie aber bundesweit als Zeitzeugnis hervorhebt, ist ihr Originalzustand. Einen Rückbau oder Umzug von Einrichtungsgegenständen in der Anlage hat es nie gegeben. Und da sogar nach dem Dienstende 1993 die Belüftungsanlage weiter lief, sind Schimmel oder Pilzbefall ein Fremdwort im unterirdischen Betonverlies, das auch physisch mit seinen 8 Grad sehr deutlich Gefühle des Kalten Krieges aufkommen lässt.

Bis zu 300 Personen hätte der Landesbunker aufgenommen – darunter auch den Ministerpräsidenten. Über die Flure zu den Schlafräumen wandern Ende März 2009 – fast 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges – erstmals wieder Besucher.

„Wir sehen in der Zusammenarbeit ein wichtiges Ziel: Die atomare Abschreckung als realen Bestandteil der Politik der Weltmächte zu erklären - auch und gerade in der Bundesrepublik als Nahtstelle der Blöcke- verbunden mit der deutlichen Aussage ´Nie mehr Krieg!`“, fasst Dr. Wilbert Herschbach, Vorsitzender des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“ als Träger der Dokumentationsstätte Regierungsbunker die Unterstützung aus dem Ahrtal für die Ausweichsitz-Schwester zusammen. Auch Andreas Wittpohl, Geschäftsführer von Ahrtal-Tourismus, nennt wichtige pädagogische, aber auch wirtschaftliche Aspekte: „Solche Dokumentationsstätten bieten die einmalige Chance, den Kalten Krieg zu erfahren, zu begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Darüber hinaus üben sie eine starke touristische Anziehungskraft aus, von der die gesamte Region profitiert.“ Auch wenn zwischen Ahrweiler und Urft knapp 40 Kilometer Luftlinie und eine Stunde Fahrzeit liegen – thematisch stehen sich die beiden Bunkeranlagen sehr nahe und waren ab 1965 bis zum Ende des Ost-West-Konfliktes 1990 über eine telefonische Standleitung Tag und Nacht miteinander verbunden. In der zivil-militärischen Steuerung erfüllten sie die gleiche Aufgabe und waren aufeinander angewiesen.

Landkarte im Lagezentrum des Bunkers „Deutschland und Nachbarländer“. Die Grenzen liegen so weit östlich, dass für einen öffentlichen Verkehrsraum die Voraussetzungen für eine Anzeige erfüllt sind. Bis 1989 diente diese Karte der Düsseldorfer Regierung für die Orientierung im 3. Weltkrieg.

Zur „Eifel-Bunker-Tour“ rücken die beiden Protagonisten des Abschreckungsszenarios auch für die Besucher enger zusammen, denn nach einer Besichtigung der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ in Ahrweiler gibt es einen exklusiven Bustransfer zum Ausweichsitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Beide Bunkerbesichtigungen werden mit umfangreichen Erläuterungen zu den Räumlichkeiten und ihrer ehemaligen Aufgabe jeweils 1,5 Stunden dauern.

Start ist an den drei Sonntagen der „Eifel-Bunker-Tour“ jeweils um 10 Uhr in Ahrweiler (Dokumentationsstätte Regierungsbunker, Am Silberberg 0, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler), wo die ungewöhnliche Reise durch deutsche Unterwelten gegen 16 Uhr auch wieder endet.

Zum Programm für 40 Euro (Ermäßigungen 35 Euro, Kinder 25 Euro; Familienkarte 100 Euro) gehört auch ein Imbiss, im Preis eingeschlossen ist außerdem der Bustransfer.

Von einem Ausweichsitz zum anderen: Die Zusammenarbeit zweier Dokumentationsstätten ist bundesweit einmalig. Sie bietet Einblicke in das Krisenmanagement „3. Weltkrieg“ der Bundesregierung wie auch die Arbeit der Landesregierungen in diesem Extremfall (im Bild die Lüftungszentrale im Ausweichsitz NRW).

Anmeldungen sind weiterhin möglich und werden in einer Warteliste registriert.

Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit zur „Eifel-Bunker-Tour“:

Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., Heinz Schönewald, Telefon: 02641/917165, Fax 02641/917161

oder

per E-Mail: Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können , bzw. über das Kontaktformular unter www.ausweichsitz.de.

Wichtige Hinweise des Veranstalters: Die Bunkeranlagen sind für Tiere nicht zugelassen. Ein Besuch der Bunkeranlage der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ist für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit nicht zu empfehlen. Der Besuch dieser Anlage geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr. Um geeignete, warme Bekleidung wird gebeten – die Temperaturen in den Bunkeranlagen liegen bei 12 bzw. 8 Grad. Die Besucherzahl ist begrenzt auf 45 Personen, die Führungen finden in drei Gruppen zu 15 Personen statt. Das aktuelle Programm ist ausgebucht, über eine Fortführung und Termine informieren die Internetseiten www.ausweichsitz.de und demnächst www.ausweichsitz-nrw.de.  

(Stand: 22.03.2009)