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Samstag, 29. Mai 2010

Telefonzelle des Regierungsbunkers wieder da

Telefonzelle im Kanzlerflur. Der einzige öffentliche Fernsprecher im Ostteil des Regierungsbunkers stand am Ende des Bauwerks 145 unmittelbar vor dem Notausgang „Kratzemich“ – ein Bereich, der dem Kopf der Regierung vorbehalten war.

Das Bett des Bundeskanzlers stand jahrelang in einem Privathaushalt, die Kameras aus dem Bunker-Fernsehstudio im Keller des WDR, der Stuhl des Friseursalon im Lager des Deutschen Museums. Was sie eint: Alle kehrten zurück in den Regierungsbunker und sind heute in der Dokumentationsstätte zu sehen. Doch die Serie der „Rückkehrer“ reißt nicht ab. Der jüngste Fall: Eine von zwei Telefonzellen des Regierungsbunkers ist wieder da.

Diese Bilder gingen 1998 um die Welt, als der geheime Regierungsbunker erstmals den Medien offen stand: Im Atombunker der Bundesregierung gab es auf einem Flur tatsächlich eine gelb lackierte Telefonzelle samt Münzfernsprecher, aus der man zu Hause anrufen konnte.

In jeder Ecke der Bundesrepublik standen solche Telefonzellen und waren alles andere als außergewöhnlich. Doch im Regierungsbunker wirkte der Fernsprecher auf die Pressevertreter wie ein Magnet. Mit allem hatte man in dieser Anlage gerechnet, nur nicht mit einer alltäglichen Telefonzelle.

Ein Stück Normalität an einem Ort, der alles andere als normal war. Sogar die Telefonbücher der benachbarten Großstädte Bonn, Köln und Düsseldorf hingen dort, wo sie in jeder anderen Telefonzelle auch ihren Platz hatten. Der gelbe Kasten, tausendfach an jeder Ecke der Bundesrepublik zu finden, wirkte auf Fotografen und Kameraleute bei ihrer Expedition durch den Ausweichsitz der Bundesorgane wie ein Magnet und fand sich wenig später in jeder aussagekräftigen Dokumentation der Anlage wieder. Die Faszination galt weniger dem Ding selber, noch der Technik. Es war vielmehr die Tatsache, dass es diese Telefonzelle in dem unterirdischen Reich aus Gängen und Räumen überhaupt gab und sicher auch die Vorstellung, im Ernstfall über einen öffentlichen Telefonsprecher mit „draußen“ in Kontakt zu bleiben – so lange, wie da jemand ran ging und die Verbindung stand.

Reiselustige Telefonzelle: Vor dem Rückbau evakuierte die Ahrweiler Akademie für Notfallplanung den Fernsprecher. Inzwischen kehrte die Zelle zurück und steht nun wieder dort, wo sie herkam – im Regierungsbunker.

Mit dem Rückbau des Regierungsbunkers trat die Telefonzelle samt Inhalt – juristisch gesehen Eigentum der Deutschen Post – eine jener Reisen an, über die man heute gerne erzählt. Kurz vor dem Bagger gerettet, wurde der Fernsprecher gerettet und aus dem Bunker heraus evakuiert. Also gab es ein zweites Leben nach dem in der Unterwelt. Und dieses spielte sich im Übungsalltag der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) ab – ein schier unerschöpflicher Hort ausrangierten Bunkerinventars. Ab nun war die Telefonzelle, farblich von gelb auf magenta umgestaltet, Teil eines Übungsplatzes, der für Evakuierungsübungen aller Art genutzt wurde. Bis die Dokumentationsstätte und die AKNZ beschlossen, dass der eigentlich bessere Platz der im Museum ist.

Postler unter sich: Telefonzelle im Eingangsbereich der Dokumentationsstätte (noch vor der Lackierung zum ursprünglichen Gelb) und ein Bunkerfahrrad aus dem Bestand der Deutschen Post, die im Regierungsbunker ein eigenes Reich betrieb. Auch das Fahrrad kehrte aus einem Dernauer Privatbesitz in die Dokumentationsstätte zurück.

Nun wird die Zelle, zunächst wieder gelb lackiert, dort den Besuchern von der Möglichkeit erzählen, aus den Tiefen des Regierungsbunkers die normale Welt vor der Tür zu erreichen. Was allerdings ihr Geheimnis bleiben wird, ist die eigene Telefonnummer, denn die ist in keinem Verzeichnis der Dienstelle Marienthal, geschweige in irgendeinem öffentlichen Telefonbuch vermerkt gewesen. Aber so ein bisschen Geheimhaltung steht dem niemals öffentlichen öffentlichen Fernsprecher ja ganz gut ... wie auch die frische gelbe Farbe im Ton der 70er Jahre.

Übersichtsplan des Anlagenteils Ost. Der rote Punkt markiert den ursprünglichen Standort der einzigen öffentlichen Telefonzelle im Regierungsbunker. Der lange Weg nach oben ist der 800 Meter lange Notausgang „Kratzemich“, die Bauwerksgruppen in „U-Form“ rechts darunter unterstanden dem Bundesinnenministerium, im darunter liegenden Stollen war der Bundeskanzler untergebracht.