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Reichlich Leichen im Bunker-Keller PDF Drucken E-Mail
Samstag, 11. September 2010

Mehr als 160 Besucher kamen zur „Criminale“ in den Urfter Ausweichsitz

„Criminale“-Lesung im Bunker: Rudolf Jagusch schrieb extra für diesen Ort einen Krimi, der eine unerwartete Handlung vorgab und überraschend endet.

Nun ist also das streng geheime Staatsgeheimnis um die ominösen Vorgänge beim Urfter Bunkerbau gelüftet: Ein Bautrupp war vom Sowjet-Geheimdienst KGB angesprochen und half „gegen gutes Geld“, unliebsame Figuren aus dem Geheimdienstalltag der Bundesrepublik zu entfernen. Im Fundament des nordrhein-westfälischen Ausweichsitzes sind so – neben viel Beton und Stahl -  13 Leichen mit verarbeitet. Was allerdings weder die Bauarbeiter noch der KGB wusste: Im Bautrupp betonierte ein Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes der Bundesrepublik mit.

Die Sache wird heiter bis makaber, als auch bekannt wird, dass der MAD genau wusste, wie die sowjetischen Entsorgungspläne im Urfter Bunkerbeton aussahen und nicht nur protokollierte, sondern auch schweigend abnickte. Der KGB fand sich selber äußerst clever: Niemand würde hier, im Bunkerfundament, später nach Leichen suchen. Und beim Tipp auf die Verbindung zwischen östlichem Geheimdienst und den Bunker würde man von Spionage ausgehen, nicht von Beseitigungsfragen. Nun ermittelt die SOKO der „Criminale“ und wird – rein literarisch – die Schwere des Verbrechens am Leser feststellen. Autor dieser Geschichte ist Rudolf Jagusch, der im Rahmen der „Criminale 2010“ als einer von vier Schriftstellern im Bunker eine vergnügliche und spannende Lesestunde inszenierte. Mehr als 160 Besucher war der Einladung zu diesem Event gefolgt. Bereut hat es niemand, denn die Geschichten waren ebenso spannend wie die Umgebung, die auch Premierenbesucher eines Bunkers faszinierte.

Tatort Nordeifel: Zur „Criminale“ kamen mehr als 160 Besucher zum Urfter Bunker, in dem sie dann für zwei Lesestunden verschwanden.

Mit der „Criminale“ eroberte ein ganz neues Genre den ehemaligen Ausweichsitz Nordrhein-Westfalens: Mord und Totschlag in den Stabsstellen der Landesregierung ist etwas, was sicher nicht vor öffentlichem Publikum ausgebreitet würde, wäre es einst geschehen. Im Kalten Krieg ging es hier um ein Management in Krise und Krieg – und auch da wäre reichlich Blut geflossen. Aber ein KGB-Mann, der schließlich mitten im Bunker erschossen wird – das sieht keine der zahlreichen Notfallakten für das Land Nordrhein-Westfalen vor.   

Spannend und gut unterhalten

Mehr als 150 Krimiautoren fanden sich in der Nordeifel zusammen, um das größte deutschsprachige Krimifestival zu feiern – so informieren die Criminale-Veranstalter. Am Samstag, den 11. September 2010, stand der Bunker in Urft im Rahmen der „Criminale“ offen. Führungen vorab informierten über das Bauwerk. Ab 14.45 Uhr wurden dann für zwei Stunden die Plätze eingenommen – in der Kommandozentrale wie im Verkehrsreferat oder den Speisesälen. Dann wurde entführt, gemordet, beseitigt. Schaurig schön der Gedanke, in der Wand hinter den Lesern ist nicht nur Beton ... dieses Gefühl stellt sich so nur am Originalschauplatz ein.

Ob jemals so viele Menschen, wie am 11.9.2010 (zur „Criminale“) im Bunker waren, geben die Akten des Düsseldorfer Innenministeriums nicht her – fest steht aber: Seit der Bunker ein Museum ist, waren nie 160 Menschen in der Anlage. Es dauerte aber auch keine 10 Minuten, dann war der Bunker wieder geräumt.

Für die Autoren Rudolf Jagusch, Jan Beinßen, Arno Strobel und Kai Hensel ein ebenso einmaliges Leseerlebnis, wie für die Zuhörer. Und auch der Kälte von acht Grad hatte man etwas Spannendes entgegenzusetzen: Gute Literatur, die ablenkt, und wenn 50 Menschen in einem Raum die Köpfe zusammenstecken, stellt sich schnell auch körperliche Wärme ein.

Nach der Lesung waren die Autoren bei schönstem Sommerwette auf dem Bunkervorplatz für ihre Leser da und ließen den Tag ausklingen – bei Erbsensuppe und Bockwurst und natürlich Gesprächen über Literatur wie auch den Bunker.

Ein herzliches Dankeschön geht an die vielen fleißigen Helfer, ohne die das Kulturevent nicht von diesem Erfolg gekrönt wäre – allen voran der Familie Röhling und ihrer Mannschaft sowie den Mitarbeitern der Gemeindebücherei Kall.