Führungen durch die Sendestelle des Regierungsbunkers um 10, 12, 14 und 16 Uhr
Der Bunker und sein Inhalt als Relikte des Kalten Krieges: Auch der Sicherheitshinweis am Telefon, bei Gesprächen an den mithörenden Feind in der Leitung zu denken, kleben im Bunker dort, wo sie vor Jahrzehnten befestigt wurden.
Nach fünf erfolgreichen Besichtigungssonntagen schließt das Jahresprogramm in der Sendestelle des Regierungsbunkers bei Kirspenich mit der Veranstaltung am 11. September. Interessierten Besuchern steht dann nochmals die technisch, baulich und historisch außergewöhnliche Bunkeranlage mit ihrem oberirdischen Antennenfeld offen. Jeweils am zweiten Sonntag des Monats konnte in diesem Jahr im Rahmen von eineinhalbstündigen Führungen das Zeitzeugnis besichtigt werden (Infos online hier www.bunker-doku.de / ACHTUNG: eine Besichtigung am 11.9. ist auch OHNE online-Anmeldungen MÖGLICH). Ein Angebot, das ankam, denn fast alle Führungen waren ausgebucht. Ein Trend, der sich auch für das finale Wochenende am 11.9. abzeichnet.
Geheimbunker aus den 60er Jahren funkte bis 1998
Der Bunkerkomplex befindet sich größtenteils im Originalzustand und ist
ein beeindruckendes unterirdisches Zeitzeugnis, das aber auch mit
seiner bundesweit einmaligen Antennenanlage oberirdisch eine technische
Ausnahmeerscheinung darstellt.
Die Antennen hängen
wie Wäscheleinen für Riesen in 20 Metern Höhe zwischen den Baumwipfeln
– zu Hunderten und ausgerichtet in alle Himmelsrichtungen. Von hier
konnten bis zur Schließung der Anlage 1998 weltweite Funkstrecken
aufgebaut werden. Es war eine technische Meisterleitung, was der Bund
Anfang der 60er Jahre unter höchster Geheimhaltung ins Erdreich des
Hardtwaldes bei Kirspenich setzte. Von hier wollte die Regierung aus
dem Ahrweiler Bunker im Ernstfall seine wichtigen Außenstellen
anfunken. Doch auch das Auswärtige Amt und der Bundesnachrichtendienst
nutzten in Friedenszeiten für ihre weltweiten Verbindungen die
Sendestelle, die als „Polizeihauptfunkstelle“ tituliert wurde und dem
Bundesgrenzschutz (BGS) unterstellt war.
Hochspannend: Die verbunkerte Sendestelle des Regierungsbunkers in Kirspenich lädt am 11. September letztmals in diesem Jahr zu Führungen ein ganz ungefährlich, entspannt und informativ.
Als Teil der milliardenschweren Baumaßnahme Regierungsbunker (Tarnname
„THW2)“ miterrichtet, sollten aus Kirspenich (Tarnname „THW3“) 30
Kilometer entfernt vom „Mutterschiff“ Regierungsbunker über Kurzwelle
alle wichtigen Nachrichten des Fernschreibverkehrs abgesetzt werden.
Der Grund für die Verlagerung weg vom Ahrtal:
Eine Sendestelle mit ihren leistungsstarken Funkquellen wäre für einen
Feind ein leicht anpeilbares und somit im Aufspüren und Bekämpfen
dankbares Ziel gewesen.
Die Sendestelle ein atomares Primärziel
Doch
die Funkstelle als atomares Primärziel musste genauso lange
durchhalten, wie die Regierung in ihrem Ahr-Bunker. Es galt, die
wichtigen Kommunikationswege aufrecht zu erhalten – unter allen
Umständen. Und so spendierte der Bund seinem Außenposten einen
überdurchschnittlich gut geschützten Bunker.
Gesicherte Zugangskontrolle im Bunker Kirspenich, der am 14. August Besuchern wieder offen steht.
Meterdicke Wände,
tonnenschwere Tore und eine ausgefeilte Technik, die in weiten
Bereichen identisch war mit der im Atombunker der Bundesregierung,
zeugen noch heute vom Willen, die Kirspenicher Bunkermannschaft und
ihre Technik 30 Kriegstage - und damit genauso lange wie die Regierung
in ihrem Bunker - voll einsatzfähig zu halten.
Wegen Feindaufgabe geschlossen
Mit
der Aufgabe des Regierungsbunkers im Ahrtal 1997 wurde auch die
Sendestelle entbehrlich. Konsequenterweise schloss 1998 die
Polizeihauptfunkstelle mangels Aufgaben.
Doch wurde die
„Basisstation“ im Ahrtal ab 2001 abgerissen, blieb dem Satellit in
Kirspenich dieses Schicksal erspart. Die Anlage stand zum Verkauf und
ging schließlich in Privathand. Auf den neuen Eigentümer,
Forstunternehmer Dieter Koppenburg, übte der Bunker eine gewisse
Faszination aus und er beließ weite Teile im Originalzustand und
pflegte die Anlage.
Erläuterungen im Allerheiligsten des Bunkerkomplexes, dem Senderraum. Bis hierhin kam früher nur, wer die richtigen Ausweise und Befugnisse nachweisen konnte. Heute erläutern Führungen Sinn und Zweck der Technik.
Das kommt ihrer musealen Premiere nun
zugute, denn den Besuchern wird anschaulich und am Originalschauplatz
vermittelt, mit welchem Aufwand sich die Bundesrepublik Deutschland
auch hier auf einen 3. Weltkrieg vorbereitete. Damit fällt der Anlage -
wie auch dem Regierungsbunker selbst - eine wichtige zeitgeschichtliche
Rolle zu und erzählt von den Jahren des Ost-West-Konfliktes.
Mehr Informationen zu Besichtigungs- und Anmeldemöglichkeiten gibt es in der neu eingerichteten Rubrik "Sendestelle Regierungsbunker Kirspenich" unter www.bunker-doku.de.
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