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Aus aktuellem Anlass: CIA besetzte Führungspositionen im Regierungsbunker PDF Drucken E-Mail
Samstag, 26. Januar 2013

„Plan B.“: US-Geheimdienst kontrollierte ohne Wissen der Bundesregierung Bonner Bunker

Die Führung der „Dienststelle Marienthal“, links im Bild Leiter Ernst Walker, wusste über die CIA-Zuarbeit von Theo Saevecke (ganz rechts) genauso wenig, wie die Bundesregierung (Stand Januar 2013).

Am 26. Januar 2013 veröffentlichte www. ausweichsitz.de: Der US-Geheimdienst CIA übte jahrelang ohne Wissen der Bundesregierung über sicherheitsrelevante Bereiche Einfluss auf die „Dienststelle Marienthal“ (Deckname der Verwaltung des Regierungsbunkers) aus und war über geheime Vorgänge um den Regierungsbunker bestens informiert. Das ergab die Auswertung von bisher unbekannten Akten im Bundesarchiv, Koblenz und in weiteren Archiven, die in das Buch „Plan B. – Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker“ einfließt.

Inzwischen (Juli 2013) haben Quantität, Qualität und Namen (CIA/NSA) diesen Teil der Darstellung überholt. Und werden im Nachhinein betrachtet auch nur eine Momentaufnahme im deutsch-amerikanischen Geheimdienst-Alltag "unter Freunden" sein. Eine gewisse Konstanz kommt ausschließlich den geheimdienstlichen Aktivitäten selbst zu: Nachrichten werden unabhängig von klassischen oder vermeintlichen Feindbildern abgeschöpft.

(Originaltext vom 26. Januar 2013) Ausgerechnet im Sicherheitsbereich, der den Bunker als „Deutschlands Staatsgeheimnis Nummer 1“ vor geheimdienstlicher Tätigkeit und Spionage nach außen abschotten sollte, hatte die CIA bereits Mitte der 1960er Jahre Spitzenleute positioniert. Im Mittelpunkt stehen dabei Theo Saevecke als Leiter des Referates Sicherheit der „Dienststelle Marienthal“ und Paul Dickopf, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA). Beide arbeiteten ohne Wissen der Bundesregierung für den US-Geheimdienst CIA und hatten Zugriff auf sensible Daten und Geheimdossiers des Regierungsbunkers, einschließlich Abläufe der NATO-Übungen. Für den Ernstfall 3. Weltkrieg waren ihre Namen auf den Belegungslisten notiert und wären im Bunker eingerückt, in dem die USA mit einer eigenen Verbindungsgruppe vertreten sein sollte.

Von besonderer Tragweite ist die Personalie Theo Saevecke, ehemals verantwortlich beim Bundeskriminalamt für „Hoch- und Landesverrat“ und polizeilicher Führungskopf bei der Besetzung der Spiegel-Redaktion 1962 (Spiegel-Affäre). In Folge der Spiegel-Affäre wird Saevecke aus dem Polizeidienst entfernt. Die CIA übt hinter den Kulissen Einfluss auf seine Abversetzung zum Regierungsbunker aus, die Saevecke als Teil eines Handels dem Bundesinnenministerium vorschlägt. 1966, wenige Wochen vor der ersten NATO-Übung im Ahr-Bunker, wird Saevecke tatsächlich hierher versetzt. Bis zu seiner Pensionierung 1971 ist er Leiter des Referates Sicherheit. In der „Dienststelle Marienthal“ hat Saevecke bereits nach kürzester Zeit Zugriff auf Akten der Verschlusssachen-Einstufung „Geheim“ und „Streng Geheim“. Damit kann er den US-Geheimdienst mit allen Informationen zur atomaren Trutzburg versorgen, seinerseits Abläufe im Sinne der CIA gestalten.

Und auch Paul Dickopf ist heimlich Zuträger der CIA (was aufgrund freigegebener CIA-Unterlagen erst 2007 bekannt wird). Eine intensive Verbindung aus den Aufgaben Dickopfs im BKA hin zum Regierungsbunker war bisher unbekannt. Auffällig aber ist in jüngst ausgewerteten Akten des Bundesarchivs, Koblenz: Mit Dickopfs BKA-Präsidentschaft 1965 erlangt die Dichte der von ihm abgezeichneten Unterlagen zum Regierungsbunker eine auffällige Steigerung. Dabei greift der Präsident des Bundeskriminalamtes sogar in staatsanwaltschaftliche Untersuchungen ein und diktiert eine Richtung bei den Ermittlungen zu einem Todesfall auf der Bunkerbaustelle 1965: „Einzelheiten über die Anlagen dürfen nicht über ein Strafverfahren offen gelegt werden“. Die Untersuchungen und ihre Ergebnisse werden so geführt, dass man schließlich das Verfahren unauffällig einstellt.

Im Buch „Plan B. – Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker. Ein Ost-West-Dialog zum Kalten Krieg“ arbeiten Experten und Autoren aus Ost und West gemeinsam deutsch-deutsche Geschichte auf.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten zu „Plan B. – Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker“ unter www.plan-b-bunker.de