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Begehrte Bunkerplätze PDF Drucken E-Mail
Freitag, 03. April 2009

Nach erfolgreicher „Eifel-Bunker-Tour“ Fortsetzung für Herbst geplant

Willkommen, Ministerpräsident! In der untersten Wohn- und Arbeitsebene des Ausweichsitzes liegt das Zimmer des Landesoberhauptes. Spartanisch eingerichtet, aber besser gebettet als Bundeskanzler oder Bundespräsident im Regierungsbunker.

Gebaut als Atombunker in der Zeit des Kalten Krieges, hat der Ausweichsitz der Landesregierung Nordrhein-Westfalen als Dokumentationsstätte einen Traumstart hingelegt: Die ersten Besucher waren begeistert von der Anlage, ihrer Einrichtung und dem Museumskonzept. An sieben Sonntagen konnten die Dokumentationsstätten in Ahrweiler (Bund) und Urft (Land Nordrhein-Westfalen) im Rahmen der „Eifel-Bunker-Tour“ gemeinsam besichtigt werden. 400 Besucher haben dieses Sonderangebot genutzt, das im Herbst 2009 fortgesetzt wird - dann im Vierwochenrhythmus.

„Es haben sich bereits ganze Klassenstufen für den Geschichtsunterricht angemeldet, Besucher aus allen Teilen der Republik wollen kommen. Wir haben mit allem gerechnet, nur nicht mit einem solchen Andrang“, freut sich Dr. Claus Röhling über die Resonanz. Über Monate wurde, in Zusammenarbeit mit der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker, Bad Neuenahr-Ahrweiler“, die neue Aufgabe des Atombunkers als Museum vorbereitet. Das Konzept schlug schließlich ein, wie die sprichwörtliche Bombe, vor der die Anlage immer schützen sollte: Die Besucher wechseln ihre Rolle und gehören zu den Stäben der Landesregierung, die an diesem geheimen und geschützten Ort das Chaos eines 3. Weltkrieges aus dem Bunker heraus in den Griff bekommen soll.

Am Kartentisch im Referat 1 (ABC-Lagezentrum). Hier übertragen Besucher die Meldungen eines Angriffes mit Atomwaffen auf das Ruhrgebiet in riesige Karten.

Bevölkerungsströme werden  koordiniert, nach Atombombenabwürfen gilt es, die radioaktive Wolke aufgrund vorliegender Wetterdaten für weite deutsche Landstriche in riesige Karten zu übertragen. Die Original-Formblätter („WaDuForm“ – Warndienstdurchsageformular) liegen auf den Regalen und lassen frösteln: Für den Atomkrieg gab es – typisch deutsch – bürokratisch penibel vorbereitete Vorlagen. Es musste nur noch ein Kreuzchen hinter „Luftdetonation“ oder „Bodendetonation“ gemacht werden, und fertig war dieses Szenario im Verwaltungsapparat. Zeitgleich musste das Dreieck Duisburg, Essen, Köln ein atomares Inferno verkraften.

Es klingt alles andere als normal, aber dieser Bunker mit seiner eigenwilligen Aufgabe ist ein „Mitmachmuseum“, das Schauspiel keine Fiktion, sondern belegbare Realität der 60er Jahre.

Ungewöhnliches Mitmachmuseum: In den Karten der 60er Jahre den 3. Weltkrieg eintragen.

Dazu zählt sogar eine riesige Sammlung Gesetzesblätter, die vor juristischen Fehlern im Atomkriegs-Krisenmanagement schützen sollte. Wie auch eine komplette Radiostation des WDR, in der Besucher auf die Starttaste der 60er-Jahretechnik drücken können und hören, wie das Musikprogramm der Apokalypse einst klingen sollte - und noch immer klingt. Was das alles so besonders macht: Es ist die Originaleinrichtung, die, über 40 Jahre unverändert, in diesem Bunker heute Zeitgeschichte dokumentiert. Damit bekommt auch die jüngere Generation der Geburtsjahrgänge 1990 ff. einen Eindruck, wie der Konflikt der Supermächte auf deutschem Boden jenseits aller Wahrnehmungen durch die Bevölkerung ausgetragen wurde.  

Das Bunkertandem „Regierungsbunker – Landesbunker“ in Ahrweiler und Urft ist eine ideale Partnerschaft: Das riesige Tunnellabyrinth an der Ahr mit seiner urbanen Ausstrahlungskraft tief unter der Erde und der auf seine knallharte Funktion ausgerichtete, wesentlich kleinere Landesbunker, in dem alles noch so funktioniert, als sei die Anlage bis eben in Betrieb gewesen. „Das Konzept ist aufgegangen, das wissen wir nun bereits nach wenigen Tagen“, fassen die Verantwortlichen beider Dokumentationsstätten zusammen.

Unterhaltungsprogramm für den 3. Weltkrieg. Der WDR sollte von hier die Bevölkerung mit Informationen versorgen, aber auch mit leichter Musik und Radioreportagen – über das Leben vor dem atomaren Supergau.

Der großen Nachfrage entsprechend, wurde das Angebot der "Eifel-Bunker-Tour" erweitert - über die ursprünglich geplanten drei Termine auf sieben im Frühjahr 2009. Im Herbst wird die "Eifel-Bunker-Tour" neu aufgelegt.

In jeweils zweistündigen Führungen ging es durch die Welt des Kalten Krieges, erläuterten Führungen umfangreich über den Ausweichsitz des Bundes und den der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Auf dem Weg durch die Unterwelt gab es umfangreiche Informationen über die Räumlichkeiten und ihre ehemalige Aufgabe, die Architektur der Verteidigungsanlagen wie auch die politische Einbindung der Bunker in die bundesweite Notstandsplanung.

Wieder draußen. Nach vier Stunden in zwei Bunkern hat sich das Bild vieler Besucher vom Kalten Krieg massiv verändert, was reichlich Fragen einschließt. In (und vor) den Dokumentationsstätten in Ahrweiler und Urft wird alles beantwortet, die Busfahrt bietet darüber hinaus Möglichkeiten des Austausches. Was die Besucher mitnehmen? Fast sieben Stunden Zeitreise durch ein weitestgehend unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte.

Anmeldungen (Voraussetzung zur Teilnahme!) zur „Eifel-Bunker-Tour“:

Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.Herr Heinz Schönewald, Telefon: 02641/ 91 71 65, Fax: 02641/ 91 71 61

oder

www.ausweichsitz.de (über "Kontakt")

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Wichtige Hinweise des Veranstalters: Die Bunkeranlagen sind für Tiere nicht zugelassen. Ein Besuch der Bunkeranlage der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ist für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit nicht zu empfehlen. Der Besuch dieser Anlage geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr. Um geeignete, warme Bekleidung wird gebeten – die Temperaturen in den Bunkeranlagen liegen bei 12 bzw. 8 Grad.