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Täglich Putzen im Atombunker PDF Drucken E-Mail
Dienstag, 15. März 2005

Hoffmann´s Gebäudereiniger sorgten 30 Jahre für Sauberkeit im Regierungsbunker

Foto: Ob Großküche oder Kanzlerzimmer, täglich 9 Stunden wurde das 19 Kilometer lange Bunkerlabyrinth gereinigt - die Gebäudereiniger hatten überall Zugang.

Es war das größte Objekt in Rheinland-Pfalz, das Gebäudereinigermeister Dirk Hoffmann aus Sinzig mit seinen Mitarbeitern "in Schuss" halten musste: Putzen im ehemaligen Regierungsbunker bedeutete nicht nur, unter hoher Geheimhaltung die 19 Kilometer langen Gänge täglich zu reinigen, "dazu zählten auch Reinigungsarbeiten unter den Gängen in den Versorgungsschächten, das Putzen von mehr als 1000 Leuchtstoffröhren oder das Saubermachen des Kanzlerzimmers". 

Reinigungsmarathon

Acht Mitarbeiter des Handwerksunternehmens, dass Dirk Hoffmann in der dritten Generation seit 1991 führt, waren über 30 Jahre jeden Tag von 7 bis 16 Uhr im Regierungsbunker mit Saugautomat, Reinigungsmittel und Wischeimer unterwegs. "Im normalen Alltag mit dem Fahrrad und einem Anhänger. Doch wenn die 14-tägigen Übungen anstanden, durften wir nur zu Fuß die Anlage reinigen." Dann begann der Dienst um 4 Uhr in der Früh und endete abends um 20 Uhr. "Zwischen 15 und 20 Kilometern legte man dann am Tag zurück. Reinigung der Küche in einem Bunkerteil, Säubern der Toiletten im anderen." Zwischen beidem lagen 3 Kilometer. "Alle Viertelstunde mussten die Toiletten gereinigt werden!". Und selbst der 70 Meter abwärts führende Fahrstuhl zum Verbindungstunnel stand täglich auf dem Reinigungsplan.

Kein Wunder also, dass die Anlage der größte Arbeitgeber des Unternehmens war. "Zusammengerechnet war ich mehr als vier Jahre unter Tage." Seit 1965 und somit mit der Fertigstellung des östlichen Bunkerteils war das Familienunternehmen Auftragnehmer im Dienste der "Verfassungsorgane". Gebaut wurde der Schutzbau zwischen 1960 und 1972 als Ausweichsitz für die Regierung im Kriegsfall. Zwischen Dernau und Ahrweiler in einem nie genutzten Eisenbahntunnel gelegen, gab es hier auch einen Kabinettssaal oder Unterkünfte für den Bundeskanzler und Bundespräsidenten. Auch die wurden täglich gesäubert - und das, obwohl bis zur Schließung nie ein Kanzler oder Präsident die Anlage betreten hatte.

Überall Zutritt

Dirk Hoffmann, der 1991 bei der HwK Koblenz seine Meisterprüfung ablegte und auch Betriebswirt des Handwerks ist, kam bei seiner Arbeit im Dienste der Sauberkeit ein besonderes Privileg zu: Er war der einzige Handwerker, der alle Bereiche betreten durfte. Nicht einmal dem fest angestellten Personal - auch unter ihnen waren die meisten Handwerker - war das gestattet. Wo er genau arbeitete, wusste der Gebäudereiniger jedoch nie: "Pläne bekamen wir wegen der Geheimhaltung nicht. Und die Orientierung fiel in dem gigantischen Labyrinth aus Gängen und fast 1000 Räumen ohnehin schwer."