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Dienstag, 10. November 2015

AUS AKTUELLEM ANLASS: Sonderführungen in Ahweiler am 14./15.11.

Helmut Schmidt (1918 – 2015), ehemaliger Bundeskanzler und letzter Zeitzeuge der 1966er Bunker-Übung „Fallex 66“.

Als messerscharfer Analytiker, schlagfertig und geradlinig wird Helmut Schmidt in Erinnerung bleiben, der am 10. November 96-jährig verstarb. Der ehemalige Bundeskanzler galt als Polit-Größe, der bis zuletzt bei einer Direktwahl auf das Kanzleramt die Gunst und das Vertrauen der Deutschen genoss. Mit ihm ist auch der letzte Teilnehmer der legendären ersten Übung im Ahrweiler Regierungsbunker („Fallex 66“) verstorben. Doch anders als andere Teilnehmer (wie die ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger, SPD, Bundesinnenminister a.D. Ernst Benda, CDU, oder der ehemalige Staatssekretär im Bundesinnenministerium Wolfram Dorn, FDP) wollte sich Schmidt nicht dazu äußern. Am Wochenende 14. und 15. November geht die "Dokumentationsstätte Regierungsbunker, Bad Neuenahr-Ahrweiler" bei den Führungen auf die Verbindung Schmidts zum Bunker ein.

Freundlich, aber unmissverständlich ließ er ausrichten, dass der „zeitliche Abstand zu groß sei und genaue Erinnerungen zur angefragten Übung und den Regierungsbunker nicht mehr vorliegen“. Schmidt konnte sich uneingeschränkt den Luxus erlauben, Gesprächspartner und Themen auszusuchen. Der Regierungsbunker und seine politische Rolle dabei zählten offenbar nicht dazu.

Dabei hätte er als damaliger amtierender SPD-Fraktionsvorsitzender einiges Interessantes beitragen können. Denn die SPD rückte in den vakanten Oktobertagen 1966 als Opposition im Bunker ein, gestaltete dann untertage eine maßgebliche politische Wandlung und signalisierte Regierungsqualitäten. Insbesondere, als CDU/CSU die heikle Notstandsgesetzgebung aus der Bunkerschublade zog, zeigte sich die SPD-Spitze flexibel und ansprechbar. Schmidt und der spätere Bundesjustizminister Gerhard Jahn schwenkten – ganz anders als die mitregierende FDP – auf den vorgelegten Notstandskurs ein. Ein Ereignis, das die ohnehin vorhandene Krise zwischen CDU/CSU und FDP verschärfte. Die Liberalen zogen unmittelbar nach der Übung die Reißleine und ihre Minister aus der Regierung ab. Der Weg für die erste Große Koalition in der Bundesrepublik war damit geebnet und nur eineinhalb Wochen nach der Rückkehr aus dem Regierungsbunker in die Bundeshauptstadt nahm dort die SPD auf der Regierungsbank Platz.

Die Nähe von Helmut Schmidt zum Regierungsbunker blieb, der ab 1969 als Verteidigungsminister der Anlage wieder nahestand und nach Aussagen von Teilnehmern 1971 anlässlich der NATO-Übung „Wintex 71“ wieder im Bunker einzog. Doch auch das wollte Schmidt nicht bestätigen, der seine Antworten knapp, aber stets freundlich und handunterschrieben verfasste. So wird der Bunker dauerhaft ohne seine Erinnerungen auskommen müssen und doch etwas bewahren, was Tausende Besucher der „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ unmittelbar mit seinem Namen verbinden: Die Aschenbecher im Hauptsollen hängen nach wie vor alle 20 Meter an der Tunnelwand und erzählen so auch ihre Geschichte von einem Politiker, der Zeit seines Lebens leidenschaftlicher Raucher war und sich bei diesem kleinen Laster wie auch in vielen anderen Dingen immer treu geblieben ist.