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Museum: Abrissbirne war schon da PDF Drucken E-Mail
Montag, 20. März 2006

Pfusch am Bau und die Probleme mit dem Gewährleistungsfall

Foto: Eingangsbereich Ost/Ost. Noch in der Bauzeit wurden hier gravierende Mängel in der Ausführungfestgestellt, die umfangreich erneuert werden mussten.

Dort, wo 1960 im östlichsten Teil die Bauarbeiten zum Regierungsbunker begannen, herrschte beim Abriss 41 Jahre später Ruhe. Die Baufahrzeuge ratterten wenige Meter weiter westlich durch die Stollen. Für den Museumsbereich galt der "Rück-Baustopp". Was bisher nicht bekannt ist: Die Abrissbirne war hier bereits vor über 40 Jahren im Einsatz.

Es ist ein Stück Bunkergeschichte, die im Bauteil 1 bereits 1963 geschrieben wurde - ganz ungewollt, aber mit Konsequenzen. Der Rohausbau läuft und bewegt sich mit Zusage durch die 18 Bauunternehmen der ARGE Max bis Jahresende auf das Bauwerk 198 zu. Die bauliche Grenze zwischen den Bauteilen 1 und 2 ist das Ziel, doch der Weg dahin verläuft nicht problemlos. 300 "laufende Meter" an verschiedenen Stellen im Bunker werden vom Bund als Auftraggeber bei der Abnahme moniert. "Im statischen Querschnitt unvollständig festgestellt", lautet die offizielle Lesart. Was dahinter steckt? "Mehrschaligkeit des statischen Betons" und "Lunker-Einschlüsse im Beton" - so gravierend, dass unmittelbar nach der Fertigstellung wieder abgerissen werden muss. Ein betroffener Bauabschnitt ist das Bauwerk 123.

Auf 30 Metern soll die Wand des atombombensicheren Bunkers ausgerechnet im Zugangsbereich und damit in einer Zone ohne starke Gebirgs-Überdeckung als Schutz von oben wieder eingerissen und erneuert werden. Nicht "geflickt, sondern durch einwandfreien Beton ersetzt" lautet die klare Anweisung des Auftraggebers. Die damit verbundenen Folgen: Verzögerung der Fertigstellung des Bunkerbereichs unterm Kuxberg um 2 Monate und Mehrkosten von fast einer Million DM, die durch die Unternehmen der ARGE aufzubringen sind. Diese begründen die Probleme mit der völlig neuen Herausforderung. Seit Kriegsende ist bis dahin nur auf einer bundesdeutschen Baustelle bei Stuttgart unter ähnlichen Verhältnissen gearbeitet worden.

Auf "atombombensicher" geprüft

Doch der Auftraggeber formuliert zu diesem Zwischenfall eine ganz andere Sorge und bringt diese in einer Aussprache im September 1963 mit den "führenden deutschen Bauunternehmen der ARGE, die ja quasi aus ihnen gebildet wurde" deutlich zur Sprache. Wie sollen Mängel, die Gewährleistungsansprüche zur Folge haben könnten, durch geeignete Kontrollverfahren aufgedeckt und damit künftig ausgeschlossen werden? Wer soll für sie im Ernstfall - und damit bei einem Anspruch - aufkommen? Der 3. Weltkrieg wirft in dieser Frage seine Schatten voraus, denn den beteiligten Bauunternehmen wird zum Vorwurf gemacht, sich darauf zu verlassen, dass "die Anlagen ... so Gott will, ihre Aufgabe (hoffentlich) niemals zu erfüllen haben." Mit am Tisch im neuerrichteten Gebäude der Marienthaler Bauleitung sitzt Dr.-Ing. Paul Walter, der wie die anderen Unternehmenslenker auch schriftlich zu dem Vorfall Stellung nehmen muss.

Was bleibt, ist das kuriose Verhältnis zwischen Bund und ARGE: Der eine braucht schnell seinen Bunker. Der andere weiß, dass ihn jetzt niemand mehr bauen kann, außer 18 namhaften deutschen Bauunternehmen, die sich unter dem Namen Max von Osten nach Westen unter dem Kuxberg ihre Wege bahnen.