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In ein Staatsgeheimnis eintauchen PDF Drucken E-Mail
Montag, 02. Juli 2007

„Verschlusssache Regierungsbunker“ öffnet für Ausstellung am 21. und 22. Juli sowie 28. und 29. Juli erstmals seine Tore / Sonderschau zeigt Spitzenhandwerk der Region

Die Foto- und Videoausstellung findet in dem Teil des Regierungsbunkers statt, der seinerzeit als Lager und Werkstatt für sie berufliche Heimat war (v.l.): Heinz Gasper, Heizungsbauermeister im Bunker von 1969 - 1999, Erich Pauly, Gas-Wasser-Installateur (1965 – 2002) sowie Karl-Heinz Knebel, als Schlossermeister im Bunker von 1963 - 2005. Foto: Werner Baumann.

Es wird eine ungewöhnliche Ausstellung an einem ungewöhnlichen Ort, zu der die Handwerkskammer Koblenz, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und der Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ einladen: Der ehemalige Regierungsbunker unter den Ahrbergen öffnet zum ersten Mal in seiner Geschichte für die Öffentlichkeit seine atombombensicheren Tore. Die Ausstellung zeigt mit Foto- und Kurzfilmdokumenten am Originalschauplatz das außergewöhnliche, über 17 Kilometer lange Bauwerk in seinem heutigen Zustand und bietet so den Besuchern die Möglichkeit, in dieses lange streng gehütete Staatsgeheimnis einzutauchen. Über die Bilder hinaus werden handwerkliche Spitzenleistungen aus der Region präsentiert.

Hintergrund der Ausstellung Ende Juli: Die Handwerkskammer Koblenz dokumentiert über ihre Pressearbeit seit 1998 die Geschichte des ehemaligen Regierungsbunkers. Dabei wurde die HwK von einer Reihe renommierter Fotografen unterstützt. Eine Auswahl der entstandenen Bilder – insgesamt sind es über 3.000 Fotografien – wird die Ausstellung großformatig zeigen. Hinter der Kamera für diese außergewöhnlichen Aufnahmen des Staatsgeheimnisses a. D. standen Fotografenmeister Werner Baumann, Staatspreisträger (1989) und Inhaber des Preises des Handwerks (2004) aus Höhr-Grenzhausen, Fotografenmeister Matthias Brand aus Vallendar, Herbert Piel aus Boppard, Mitglied der Landespressekonferenz, sowie Kajo Meyer aus Bonn.

Blick in die Röhre. Für die Foto- und Viedeoausstellung von Handwerkskammer Koblenz, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie Heimatverein 'Alt-Ahrweiler' wird auch die rund einen Kilometer lange Hauptröhre West an ihrem Ende mit erheblichem Aufwand ausgeleuchtet und bietet so tiefe Einblicke in das Stollensystem. Foto: Matthias Brand

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Präsentation ausgesuchter handwerklicher Spitzenleistungen aus dem Ahrtal – von filigran bis massiv und traditionell bis modern, von Gold- und Silberschmiedearbeiten bis zum Keramiker- oder Tischlerhandwerk. Die Handwerkskammer Koblenz ist mit dem Bau der „Ahr-Akademie“ als neuem Zentrum für Wirtschaftsförderung in der Ahr-Region zunehmend präsent. „Wir wollen den Bogen spannen vom Handwerker, der beim Bau wie auch bei der Wartung seinen Teil im Regierungsbunker leistete, bis zur Förderung des wichtigen Wirtschaftsfaktors Handwerk heute und morgen.“

Über das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung als Partner der Ausstellung wird aktuell der Umbau eines Teils der Anlage zu einer „Dokumentationsstätte Kalter Krieg“ durchgeführt. (Dieses Museum befindet sich im Osttunnel und ist nicht identisch mit der Fläche für die Fotoausstellung, die im Westtunnel stattfindet). Auch dieses Engagement wird in der Region als klarer wirtschaftlicher Impuls wahrgenommen, der gerade auf den touristischen Bereich ausstrahlen wird. Der Beitrag, einen wichtigen Teil der Geschichte des Kalten Krieges zu dokumentieren, findet starken Zuspruch – auch über die Region hinaus.

Zum ersten Mal in seiner Geschichte öffnen sich für die Öffentlichkeit am 21. und 22. sowie 28. und 29. Juli die Tore des Regierungsbunkers, der über Jahrzehnte als eines der best gehütetsten Staatsgeheimnisse galt. Foto: Kajo Meyer

Der örtliche Heimatverein wird mit der Eröffnung der Dokumentationsstätte (geplant im Oktober 2007) die Trägerschaft über den Museumsbetrieb übernehmen und nutzt die Gelegenheit der Ausstellung im Sommer, über das Museums-Projekt im ehemaligen Regierungsbunker bereits vorab zu informieren und auf einen Besuch im Dokumentationszentrum neugierig zu machen.

„Wir sehen Ansätze für einen Beitrag zu mehr Wirtschaftskraft in der Ahr-Region, die von der geplanten Ausstellung und dem zukünftigen Museum profitieren“, stimmen Bundesamt, Handwerkskammer und Heimatverein überein. „Darüber hinaus kommt dem Ort eine wichtige Rolle in der deutschen Geschichte der Zeit des Kalten Krieges zu, über die künftig stärker informiert werden soll. Da sich für die Öffentlichkeit erstmals die Möglichkeit ergibt, dieses Bauwerk kennen zu lernen, gehen wir von einer starken Resonanz aus.“

Wichtiger Ort deutscher Geschichte

Unterwegs im Regierunsbunker a.D. Hier war einst die Technik in einem von fünf Bunkerteilen eingebaut, die vor Jahren 'rückgebaut' wurde. Seit Jahren war in diesem Teil des über 17 Kilometer langen Tunnelsystems kein Mensch unterwegs, dass über die Fotoausstelung im Juli in seinem jetzigen Zustand dokumentiert wird. Foto: Herbert Piel.

Gebaut im Rahmen des Schlieffenplans ab 1913, sollte ursprünglich eine strategische Eisenbahnlinie die Industriezentren zwischen Rhein und Ruhr mit dem französischen Lothringen verbinden. Dafür sollte eine neue Eisenbahnverbindung mit mehreren Tunnelbauten in der Eifel entstehen. Diese Pläne scheiterten. Die aufwendig geplante und in weiten Teilen umgesetzte Trasse wurde nicht fertiggestellt. Zu Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in einigen Tunnelabschnitten an der V-Waffenproduktion gearbeitet. Hierbei kamen auch Zwangsarbeiter und Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald zum Einsatz, für die ein Außenlager vor den Eisenbahntunneln errichtet wurde. In einem weiteren Tunnelabschnitt suchten Bewohner aus Ahrweiler Schutz vor den alliierten Luftangriffen und errichteten eine „Stadt im Berg“, die heute durch den Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ betrieben für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Nach Kriegsende wurden die Ahrtunnel gesprengt, bevor sie in zwei Sektionen für den Regierungsbunker Ende der 50er Jahre wieder geräumt wurden. Als Schutzbau entworfen in der Zeit des Kalten Krieges, entstand schließlich zwischen Dernau und Ahrweiler ab 1960 ein mehr als 17 Kilometer langes Tunnelsystem, das den Verfassungsorganen des Bundes für den Ernstfall Schutz bieten sollte. Dafür wurden die Eisenbahntunnel als Hauptröhre um eine Vielzahl neuer Tunnelsysteme erweitert. Dieser „Ausweichsitz der Verfassungsorgane“ war für 3.000 Menschen ausgelegt. Die Geschichte als Bunker endet für das teuerste Einzelbauwerk der Bundesrepublik mit der Außerdienststellung 1997. Ab 2001 wurde Europas größter Bunker „entkernt“ und so verschwand seine in die Röhren eingebaute Infrastruktur. Damit ist das Bauwerk in seinem Erscheinungsbild wieder zu den Ursprüngen zurückgekehrt, denn so wie heute sah das weit verzweigte Stollensystem bereits während der Bauzeit aus, in der erst die Betonröhre gefertigt und später ausgebaut wurde. „Alles, was bunkergeschichtlich zwischen dieser Stunde Null und dem heutigen Tag liegt, zeigen wir ab Herbst in der Dokumentationsstätte“, wirbt der Heimatverein für die nächste Bunkerepoche, die dann zeigt, wie der Alltag in dem nicht abgerissenen Anlagenteil aussah.   

Verwinkelte Tunnellandschaft unter den Ahrbergen zwischen Dernau und Marienthal. Oben wächst der Wein auf dem Trotzenberg, unten lag über Jahrzehnte ein deutsches Staatsgeheimnis, dass inzwischen geräumt wurde. Foto: Herbert Piel

Die Ausstellung wird unterstützt durch die RWE Rhein-Ruhr AG sowie das Koblenzer Handwerksunternehmen Elektro Künster GmbH, die über eine umfangreiche Stromversorgung für viel Licht in den verlassenen Gängen des Bauwerks sorgen werden, sowie durch die Verlagsanstalt Handwerk GmbH, Düsseldorf, wie auch den Mittelrhein-Verlag GmbH über die Rhein-Zeitung als Medienpartner.

Weitere Informationen zur Fotoausstellung gibt die Handwerkskammer Koblenz,
Telefon 0261/ 398-161, Telefax 0261/ 398-996, Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können , www.hwk-koblenz.de