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Montag, 24. September 2007

Vom krisengeschüttelten Tagungsort zur IT-Trutzburg

Aufgerüstet: Der Zugang zum ehemaligen Landesbunker Baden-Württembergs, dessen Sicherheitsstandards heute erheblich höher sind als früher. Bunker-Einblicke bietet eine neue Foto-Galerie (7 Ausweichsitz der Landesregierung Baden-Württemberg)

Den Landesbunker Baden-Württemberg gibt es schon lange nicht mehr. Aber eigentlich doch noch. Im Besprechungsbau der Regierenden ragen die Mikrofone von der Decke und lauschen den krisengeschüttelten Aussagen der Vor-Sitzenden, seit einigen Jahrzehnten. Nebenan surrt die Technik von millionenschwerer IT-Technik - inzwischen. Selbst im Dekontaminierungsraum hieß es irgendwann: Dusche raus, Überwachungssystem rein. Im Vokabular der Neuzeit dreht sich hier alles um „Datenbackup“ und „Desaster Recovery“.

Ende 2008 wird Mark Doerback, Geschäftsführer der COMback GmbH mit Sitz in Oberreichenbach, ein Petabyte Daten managen. Dem normalen User sagt das nicht schrecklich viel. Er ist auch nicht grenzenlos beeindruckt, wenn er hört, dass dies der Speicherkapazität von so und soviel tausend PCs entspricht.

Eine ganz andere Zahl gibt dann schließlich Impressionen: Täglich schluckt dieses System 600 Euro Stromkosten. Untergebracht auf 33 mal 33 Meter über fünf Etagen. Doch die haben es in sich. Da stehen Rechner, die sogar im Design schicker aussehen als das, was Porsche und Ferrari demnächst auf die Straße schicken werden. Mit inneren Werten, die täglich eine ganze Datenflut locker aufnimmt, sortiert und für immer verwaltet. Das Land jagt via Glasfaserstrang seine wichtigsten Daten nach Oberreichenbach, vom Finanz- bis zum Katasteramt. Einige Weltkonzerne ebenso. Zwei mal wöchentlich rollt ein Panzerwagen vor und bringt Datenträger die für einen Versicherungskonzern eingelagert werden. Man nimmt im 4000-Seelenort alles auf, ohne dass es irgendwer wirklich zur Kenntnis nimmt. 25 Menschen kümmern sich um die Infrastruktur, Daten und Kunden – und generieren mit ihrer Arbeit einen Jahresumsatz von „ca. 9 Millionen Euro“ so Geschäftsführer Doerbeck, der ein modernes System der Mitarbeiterbeteiligung vertritt und am Jahresende weniger auf den Gewinn schaut, als vielmehr in seine Mitarbeiter und damit in die Zukunft des Unternehmens investiert.

1994 begann der Übergang vom Bunker der Landesregierung zum riesigen, noch heute auf die meisten Eventualitäten programmierten Datenspeicher. Vom ersten Tag dabei: Doerbeck. Seine kaufmännische Lehre absolvierte er bei der BASF. Ein EDV-Konglomerat des pfälzischen Weltkonzerns und Siemens war die weitere Wirkungsstätte, alles bereits IT-Dienstleister. Dann verschlägt es den „Macher“ auf das 16 Hektar große Areal gegenüber des sinnigerweise „Siehdichfür“ heißenden Ortes im Schwarzwald.

Unter seiner Regie entsteht ein Datentresor, der gespiegelt (ein Daten-Zwilling schaffend) alles einlagert, was die Bevölkerung des Bundeslandes verwaltungsmäßig hinterlässt.

Der Schwabe Doerbeck pachtet mit 8,5 Hektar etwa die Hälfte des Gesamtareals. Dazu gehört auch die ehemalige Dienststellenverwaltung, das Jägerhaus.

In „grau gestrichenen“ Mannschaftsräumen entstehen moderne Testzentren, in denen die Kunden den „Whorst Case“ probehalber heute am Computer simulieren können – in hellen, lichtdurchfluteten Großraumbüros. Zeitgleich gehen –hypothetisch- alle Lichter am eigentlichen Firmensitz aus. Was bleiben muss, sind alle firmenwichtigen Daten und eine funktionierende Infrastruktur. An der Stirnseite im Besprechungsraum des Ausweichsitzes tickt noch immer die Uhr von damals.

Widersacher aus 3-Meter-Sathlbeton

Der Bunker verschließt sich bis heute der ungehemmten Umnutzung. Dreimeterwände aus Stahlbeton setzen der Bauphysik Grenzen. Die eigene Über- und Bewachungspolitik ebenso. Was für den Landesbunker festgehalten wurde, hat noch immer seine Gültigkeit: Sicherheit, geh Du voran. Es gelten –für den der überhaupt reinkommt- strenge Regeln. Kameras überwachen das gesamte Areal, Zäune sperren es ab. Ob es die sechs Leute, die früher hier rund um die Uhr Dienst taten, besser gemacht hätten?

Wer weiß. Die seinerzeit in der Anlage bevorrateten 250 Leichensäcke wird man - für welchen Ernstfall gedacht - heute jedenfalls nicht mehr brauchen. Für Doerbeck ohnehin eine Geschichte von gestern. In seinem Bunker geht es um die Sicherheit von Bits und Bytes. Da schlagen täglich einige Millionen mehr ein. Blickt er auf die aktuellen und geplanten Gesetzgebungen zum Datenschutz (und –Erhalt), addiert das Sicherheitsbedürfnis der Unternehmen hinzu, ist der Bunker wieder das, was er eigentlich immer war: Ein Bombengeschäft.

 

Für die freundliche Unterstützung geht ein herzliches Dankeschön an Mark Doerback, Geschäftsführer der COMback GmbH.